Volltext Seite (XML)
Kultur zu rechnen (Simon 1980a, S. 16 ff., Abb. 9; Peschel 1990, S. 36 f.), wenngleich Ringe kleineren Durchmessers dominiert haben (z. B. Oberhofer 1960, Abb. 3,11) und deren lokale Herstellung auch in der Oberlausitz nachgewiesen ist (Buck 1979, S. 141; z. B. Coblenz 1963, S. 34, 43 f., Abb. 40). Für einen englichtigeren Ring spricht in unserem Falle zumindest sein geringer Querschnitt. Einzeln getragene Armringe gehörten in der Billendorfer Kultur anscheinend (auch) zur gehobenen Männerausstat tung (Buck 1986a, S. 67, z. B. Abb. \,2d, 9,17b). Über ihr Alter liegen keine näheren Angaben vor. Offenbar waren sie viel langlebiger als in der Dreitzscher Gruppe und ihrer Einflußsphäre im Saalegebiet, die ähnliche (Fuß-)Ringe nur bis in den Beginn der Hallstattzeit geführt haben (Stufe Dr. B bzw. Thür. Stufe A) und darin eher südlichen Mustern gefolgt sind (Simon 1980a, S. 21 ff.; zuletzt Heynowski 1992, S. 71, 135).21 Tragen die Ringreste nichts zur Feindatierung unseres Inventars bei, sind sie in zweierlei Hinsicht dennoch von Interesse. Dem bloßen Auge fast verborgen, bilden sich in ihrer Patina feinste parallele Querstrukturen ab (Abb. 4,3, 13,7). Sie rühren wohl von einer Umwicklung her (Faden, Gewebe?), die eine abdeckende, vielleicht sogar verhüllende Funktion hatte 21 22 . Nach der Elektronenstrahlmikroanalyse 23 bestand der Ring aus einer merklich silber-, vor allem aber arsen- und antimon- wie auch bleihaltigen Kupferlegierung (Tab. 1, Abb. 14). 24 Entsprechende Untersuchungen an 14 ausgewähl ten ,Bronzen 1 ergaben, daß derartige Armringe (aber auch andere Schmuckgegenstände wie Nadeln und Ringlein) aus Niederlausitzer Holzkammer- und Rechteckgräbern der Billendorfer Kultur wiederholt gar nicht aus Kupfer-Zinn-, vielmehr aus zinnfreien Buntmetallmischungen mit unterschiedlich hohem Silbergehalt (nachgewiesen bis 78,6%) hergestellt sind (Buck 1986a, S. 66ff.; 1986c, S. 291, Anm. 34). Ob „der in fast allen Gräbern dieses Typs mitgegebene Armring aus Silber, einer Kupfer-Silber-Legierung oder Messing ... ein Statussymbol“ darstellte, wie „für die Goldreifen in den vermuteten Herrschaftsterritorien der späten westalpinen Hall stattkultur angenommen wird“, muß angesichts der verschiedenartigen und, wie unser Beispiel lehrt, fließenden Mischungsverhältnisse aber füglich in Frage gestellt werden. Systematische Querschnittsuntersuchungen aller Bronzen, also auch derjeni gen anderer Form und aus minder .reichen“ Inventaren, könnten diesen Eindruck 21 Dem pauschalen Urteil von K. Peschel (1990, S. 37, Anm. 33) ist eine regional differenzie rende Betrachtung, wie angedeutet, vorzuziehen. Irritationen hinsichtlich einiger sächsi scher Ringreste (vgl. Simon 1980a, Anm. 29, 57) beruhen auf irrtümlichen Zuweisungen infolge fehlerhafter Quellenzitate des Verf. bzw. sind sachlich unbegründet. 22 Scheinbar widersinnig, sind derartige textile und andere organische ,Hüllen* auf Ringen öfter bezeugt; z. B. Kossack 1959, S. 100 f., Taf. 98,7; Lappe 1982, S. 45, Taf. XLIII,1-2. 23 Für deren Durchführung am 27. 3. und 15. 9. 1992 danken wir Herrn Dr. B. Ullrich, Institut für Silikattechnik an der Bergakademie Freiberg, herzlich. Die ESMA-Unter- suchungen erfolgten am Rasterelektronenmikroskop Tesla BS 340 und dem energiedisper- siven Röntgenmikroanalysator Kevex Delta III bei 30 kV und 7 nA. 24 Die Unterschiedlichkeit der beiden in sich stimmigen Analysenserien von zwei Stellen desselben Ringfragmentes ist nicht ohne weiteres zu erklären (Inhomogenität der Schmelze, Seigerungserscheinungen, Erosionsfolge durch Herauslösung bestimmter Metallsalze?). Sie betrifft besonders das Verhältnis von Kupfer zu Arsen und Antimon.