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Besiedlung und Bodenschätze Kupfererzprospektion während des Endneolithikums und der Frühbronzez^i^ Einen wesentlichen Anreiz zur Inbesitznahme des Vogtlandes hat nach ver breiteter Ansicht — früher oder später — die Ausbeutung dortiger Kupfer- und Zinnerze geboten. Vor nunmehr einem halben Jahrhundert waren der Hallenser Hüttenfachmann W. Witter und sein Chemiker H. Otto, ausgehend von weit gespannten metallkundlichen Analysen, bekanntlich zu dem Schluß gelangt, speziell die Erzreviere südwestlich von Oelsnitz und nordöstlich von Plauen seien schon am Ende der Jungsteinzeit erschlossen worden. Wegen der unge wöhnlichen Nachbarschaft von Kupfer- und Zinnerzen käme gerade dem mittleren Vogtland für die ,Entdeckung‘ der Bronzelegierung größte Wichtigkeit zu. 33 Diese Hypothese ist weniger wegen grundsätzlicher Mängel der damals noch in den Kinderschuhen steckenden Spektralanalyse als vielmehr mangels konkreter lagerstättenkundlicher Untersuchungen (Erzanalysen) sowie angesichts der nega tiven Fundbilanz freilich bald auf Ablehnung gestoßen. 34 Dabei sind die Folgerungen Witters „auch heute noch keineswegs falsch; wir übersehen aber inzwischen die Fehlerquellen besser“ (Fröhlich 1983, S. 76; ähnlich Jockenhövel 1983, S. 66). Mit Hilfe ganz anders gearteter archäologischer Kriterien läßt sich jedenfalls wie für die benachbarten Mittelgebirgslandschaften 35 wahrscheinlich machen, daß die lokalen Erzlagerstätten mindestens seit der aus gehenden Mittelbronzezeit ausgebeutet worden sind (vgl. Simon 1981b, S. 137). Darüber hinausgehend wird neuerdings, und zwar unter Einschluß der Gebirgs räume und ohne daß handfeste Argumente vorlägen, der Wittersche Zeitansatz wieder aufgegriffen und eine wesentlich frühere, bis in die Altbronzezeit, ja weit in das Äneolithikum zurückreichende Erzprospektion auch in dieser Region für möglich gehalten. Hinsichtlich des Vogtlandes (bes. Coblenz 1982, S. 324ff.; Fröhlich 1983, S. 76, Anm. 1415; Waniczek 1986, S. 128, 130; Jacobs 1989, S. 14) spräche an gesichts seiner (jünger-)bronzezeitlichen Besiedlung „einiges für eventuelle Nutzung der Vorkommen schon vom Beginn der Metallzeiten an“. „Ob das Kupferbeil von Treuen ... seine Herstellung den Kupfervorkommen im dortigen Gebiet verdankt“, 36 wird dabei ebenso erwogen, wie die kreuzschneidige Axt 33 Vgl. u. a. Witter 1934, S. 148; 1936a, S. 454E; 1936b, S. 145f.; 1938, S. 94, 99, 102; Otto 1938, S. 299; 1939, S.398f.; Otto/Witter 1952, bes. S. 27, 42. Die Idee ist freilich weit älter; vgl. z. B. Schmidt 1890, S. 207f.; Schurtz 1890, S. 89f„ 165ff. 34 Zusammenfassend Harke 1978, S. 197ff.; aus sächsischer Sicht bereits Coblenz 1950, S. 43; Billig 1954, S. 40ff.; 1961, S. 315; Reinecke 1956, S. 390; Richter 1958, S. 56; Weber/Richter 1964, S. 224. 35 Vorab in der Orlasenke und im Elstertal um Gera (bes. Kaufmann 1961, S. 455ff.; 1963, S. 57, 82, 99, 149ff.; Fröhlich 1983, S. 76; Simon 1982a, S. 343f.; 1985b, S. 159; skeptisch Torbrügge 1988, S. 303f.), aber auch nördlich des Egerlandes (Benes 1970, S. 92). 36 H. Müller-Karpe (1974, S. 428) verweist auf die Häufung kupferzeitlicher Kupferbeile in den Kupfererzgebieten.