Volltext Seite (XML)
„um 1100“ (konventionell) erscheint nach verschiedenerlei Zeugnissen aus reichend verbürgt (Gühne/Simon 1986, S. 316, Tab. 1). Die erstgenannte Feucht schwankung war wohl der älterhallstattzeitlichen Klimadepression vergleichbar und hat wie diese im Vogtland zu einem Siedlungsabbruch geführt, mindestens aber zu einer solchen Schwächung der Besiedlung, daß sie unterhalb der archäo logischen Wahrnehmung liegt. Der Abschluß der urgeschichtlichen Besiedlung fällt im Vogtland wie in der gebirgigen Nachbarschaft (I, S. 201, 213 f.) in die gut bezeugte Trockenschwan kung um 500 v. Chr., zu „Ende HD-LA“ (Jäger 1970, S. 671). An sie ist, nach den Belegen zu urteilen (Abb. 1), wie in der ganzen westlichen Mittelgebirgs zone anscheinend die stärkste und am weitesten ins Gebirge vorgetriebene Be siedlung gebunden gewesen (I, S. 200; Simon 1989b, S. 231 ff.). 27 Anfang und Ende lassen sich schwerlich genauer bestimmen; jedenfalls scheint sich das Klima auch nach der vogtländischen Fundstatistik schon im Verlaufe des 6. Jh. merklich gebessert zu haben (Gühne/Simon 1986, S. 317). Archäologische Zeugnisse aus der ,großen Lücke' (G. Billig) seit der jüngeren Eisenzeit und bis ins Mittelalter treten ebenso in den gebirgigen Vergleichs landschaften derart zurück, daß von einer regulären Besiedlung keine Rede mehr sein kann. Dem entspricht der pollenanalytische Befund (Heinrich/Lange 1969, S. 458). Immerhin fügen sich auch die wenigen Funde jener Zeit aus dem Vogt land, soweit beurteilbar (I, S. 202 ff., 206, 208ff., 214), in die Abfolge relativ klimagünstiger Abschnitte ein (Gühne/Simon 1986, S. 317f.): in die entwickelte ältere Latenezeit, in die Spätlatenezeit einschließlich ihrer augusteischen Schluß phase 28 und in die jüngere Kaiserzeit 29 sowie, nach längerer Pause (Völkerwande rungszeit), in das frühe Mittelalter (Abb. 1). Entsprechendes gilt anscheinend für benachbarte Fundfolgen (I, S. 204, 206, 208). Der regelmäßige und vollständige Fundausfall in den feucht-kühlen Intervallen beruht m. E. auf tatsächlichen Besiedlungsabbrüchen. Aus der historischen und biologischen Überlieferung bäuerlicher Bevölkerungen des Mittelalters wissen wir ebenso wie aus naturvölkischen Verhältnissen der Gegenwart, welch geradezu katastrophalen Auswirkungen die Häufung nur einiger Schlechtwetterjahre mit sich bringen konnte (Bouzek 1982, S. 185f.; Simon 1982b, S. 271ff.; Gühne/Simon 1986, S. 320; Simon 1991a). Mißernten und Hungersnöte, Seuchen und Krieg waren fast unausweichliche Folgen. An den enggesteckten Grenzen damaliger Existenzmöglichkeit blieb nur die bedingungslose Rücknahme und Aufgabe. Die verbreitete Auffassung, derartige „räumliche Verlagerungen [könnten] als Folge klimatischer Wechsel nicht hinreichend erklärt“ werden (Torbrügge 1988, S. 289), artikuliert m. E. letztlich ein — durchaus unberechtigtes — Grund- 27 Dabei bleibt einschränkend zu bedenken, daß die späthallstättischen Siedlungsplätze eher kleiner als die urnenfelderzeitlichen gewesen sind. 28 Diese ausgeprägte Trockenschwankung zeichnet sich auch in den vogtländischen Pollen profilen ab (Heinrich/Lange 1969, S. 457). 29 Angedeutet auch im nördlichen Erzgebirgsvorland (Christl 1985, S. 64f.). 6* 83