deswegen aus, weil die zwischengeschalteten Abschnitte durchschnittlich und unauffällig vertreten sind. Denkbar wären gravierende Unterschiede in der Wirt schaftsform und deren wiederholter abrupter Wechsel, etwa zwischen bäuerlicher Gemischtwirtschaft und einer Hochweidewirtschaft, die bedeutend weniger Relikte erwarten läßt (Grass 1980). Die aktuelle Transhumance-Diskussion führt die Anziehungskraft solcher Deutungen vor Augen. Gegenargumente sind freilich, wie eingangs angedeutet, gerade für das Vogtland nicht von der Hand zu weisen. Zunächst verwundert das Ausfallen jeglicher Aufenthaltsspuren aus den Zwischenzeiten’ bei (auch im statistischen Sinne) repräsentativer Vertretung der Siedlungshorizonte zwischen Mittelbronze- und Frühlatenezeit. Der Wechsel aller ein, zwei Jahrhunderte müßte auf eine fortwährende Umstellung der Er nährungsgrundlage und damit wesentlicher Lebensgewohnheiten (faßbar in Keramikgebrauch, Hausbau, Totenkult usw.) durch die ansässige Bevölkerung oder — ebensowenig vorstellbar — auf wiederholte Verschiebungen zweier Populationen zurückgehen, für die sich auch im Umland keinerlei Anhaltspunkte finden. Notwendige Anpassungen an die Bedingungen und Möglichkeiten des Gebirges (wie Übergewicht der Viehhaltung, Erzbergbau und -Verhüttung) unbenommen, besteht keine Veranlassung, an der Vergleichbarkeit der Wirt schafts- und Lebensweise im Berg- und im Tiefland grundsätzlich zu zweifeln. Angesichts der offensichtlichen kulturellen Identität der Gebirgsbewohner mit den Siedlern des Tieflandes ist es eher eine theoretische Frage, ob „ihr Kultur rhythmus nicht mit der strengen Kontinuitätselle von Kernzonen gemessen werden darf“, in den Randzonen „das Nachleben älterer kultureller Äußerungen“ also einen totalen Ausfall bestimmter Entwicklungsphasen nur vortäuscht (Müller 1975, S. 112). Das komplexe Erscheinungsbild rhythmischen kulturellen Wandels, von dem hier nur das Siedelverhalten näher besehen werden soll, erklärt sich hingegen zwangslos, wenn man davon ausgeht, daß zuzeiten günstige Lebensumstände zu einem Bevölkerungsüberschuß in den Altsiedelzentren und zu einer Aufsiedlung ihrer Peripherzonen geführt haben, während ungünstige Bedingungen gegen läufige Entwicklungen mit sich brachten. Als auslösenden Faktor sehe ich die säkularen Klimaschwankungen an. 18 „Im allgemeinen nimmt in Sachsen die Gunst des Klimas für den Bodenanbau mit abnehmenden Niederschlägen zu, zumal da die Gebiete mit geringen Nieder schlägen gleichzeitig die bei uns erwünschten höheren Temperaturen aufweisen. Höhere Wärmegrade haben vor allem den für allen Bodenanbau wichtigen Klimafaktor längerer Vegetationsperioden zur Folge.“ (Leipoldt 1934, S. 69) Wenn mit der räumlichen Differenzierung noch eine zeitliche einherging, bedarf es keiner Erklärung, daß sich unter den Rahmenbedingungen des Mittelgebirgs- 18 Im folgenden und für den hier nicht dargestellten Gesamtzusammenhang vgl. zuletzt Simon 1991a.