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Anforderungen am besten genügenden Angebote ausgenutzt worden (relativ lockere, warme Böden, niederschlagsarmster, temperaturbegünstigster Bereich, Gewässernähe, Sonnenexposition, ökologische Vielfalt). Für ein langfristiges Nebeneinander von seßhaften Ackerbauern im Tiefland und Viehzüchtern, die ihre Herden den Sommer über im Bergland weideten (nach dem Modell der atlantischen Transhumance), 11 finden sich bisher keine Anhaltspunkte; vielmehr sind die kulturellen Äußerungen in ihrer Gesamtheit, soweit zu fassen, weit gehend identisch. 12 Zweifellos brachte die zeitweilige Freistellung größerer Bevölkerungsteile für Erzabbau und -Verhüttung spezielle Adaptionen mit sich, aber selbst in den bedeutendsten Metallurgiezentren bildete die Spezialisierung lediglich einen komplementären Wirtschaftsbereich. „Das Vorkommen der Roh stoffe war nur ein zusätzlicher Faktor, der die Besiedlung auf einem bestimmten Gebiet stabilisierte. ... Sogar der sehr hohe Grad der Arbeitsspezialisation, der bei dem Bergbauwesen notwendig war, ist keineswegs durch wesentliche Ände rungen der dargestellten Siedlungsregeln gekennzeichnet.“ (Lech 1987, S. 137) Auch die ostalpinen Bergleute waren eigentlich „Bergmannsbauern“ (Grass 1980, S. 232f., 250f.). Aufschluß über die allgemeinen Lebensverhältnisse vermögen ferner Größe und Struktur der Siedlungs- und Bestattungsplätze zu geben. Allerdings werden jegliche Aussagen wieder durch den unzureichenden Forschungsstand in Frage gestellt. Die weitflächigen Beobachtungen in Taltitz und Dobeneck lassen mit 291, 139 bzw. 116 registrierten Gruben, Pfosten und Feuerstellen (Coblenz 1954, S. 349ff.; 1986, S. 103ff.), gemessen ander einzigen vergleichbaren offenen Siedlung von Rötha-Geschwitz (etwa 900 Objekte), eher auf weniger volkreiche Anwesen als im nordwestsächsischen Flachland schließen, zumal die Spurenteil weise unterschiedliches Alter besitzen. Ihre Streuung in Taltitz über eine Fläche von 500 x200 m (geschlossener Bereich 250 x 150 m) deutet auf eine lockere Bebauung. Die späthallstättischen Siedlungen scheinen wie in der Nachbarschaft (Simon 1979a, S. 71 f.) noch kleiner als die jungbronzezeitlichen gewesen zu sein, wenn man den bei umfangreichen Erdarbeiten auf Distanzen unter 50 m ange schnittenen zehn bzw. sieben Gruben von Zwoschwitz und Plauen-Unterlosa (I, S. 181 ff., 184ff.) einen gewissen Aussagewert beimessen will. Auch bei stark lückenhafter Überlieferung steht dahinter unmöglich ein „Dorf“ selbst bronze zeitlicher Dimension, bestenfalls ein Weiler oder eher noch ein Gehöft. Zu dem selben Ergebnis führt eine Betrachtung der Bestattungsplätze. Imponiert auf den 11 Für Mitteleuropa besonders während der Hügelgräberbronze- und älteren Hallstattzeit erwogen durch J. Bouzek (1983, S. 267f.). Hinweise auf letztgenannte Bevölkerungsgruppe liefern danach das Vorherrschen der Grabhügel, der Mangel an Siedlungen, ggf. deren geringfügige Spuren, das Zurücktreten der Keramik und die geringe Bonität der Böden im Nutzraum. 12 Von der Sachkultur, insbesondere der Keramik, über Einzelheiten im Siedlungswesen und bei den Grabsitten bis zu gelegentlichen Einblicken in die Sozialstruktur. Genannt seien nur der Nachweis weitflächiger Siedlungen mit festen Häusern und den üblichen Vorratsgruben sowie das Miteinander von Hügel- und Flachgräbern auch im Vogtland.