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ihrerseits eine Erhaltung solch siedlungsfreundlicher Waldtypen begünstigt hat (Hempel 1983, S. 9). Die Talniederungen der Flußoberläufe und Bäche hat man sich — anders als die heutigen Auen — bis ins frühe Mittelalter als Schotter flächen mit pendelnden Gewässern und Erlenwäldern vorzustellen (Hempel 1983, S. 99; Christl 1985, S. 71 f.; 1989, S. 394; Jäger/Lozek 1987, Anm. 14). Der langfristig durch Klimaänderungen hervorgerufene Florenwandel ist im Vogtland während der ,kritischen“ Jahrhunderte in der ersten Hälfte des ersten Jahrtausends v. u. Z. wahrscheinlich anthropogen außerordentlich verstärkt worden. Die vogtländischen Erze waren, so wird sich zeigen, in der jüngeren Bronze- und älteren Eisenzeit Gegenstand verbreiteten Abbaus. Wie wir aus historischer Zeit wissen, müssen Bergbau und Verhüttung sehr bald zu Raubbau und Waldreduktion geführt haben, denn der Holzverbrauch des Hüttenwesens und die Leistungsfähigkeit des Waldes klaffen weit auseinander (Geleitsmann 1964, S. 28). Insbesondere die Kupfergewinnung bedingt einen derart enormen Holz(kohle)verbrauch, 7 daß möglicherweise dieser seinerseits die Metallproduk tion begrenzt hat. Wir haben jedenfalls mit großflächiger Übernutzung, Auf lichtung, ja Verwüstung des Waldes zu rechnen (Hempel 1983, S. 28; rela tivierend Bahn 1990, S. 23), in deren Folge ein charakteristischer Bestockungs wandel eintrat (Verdrängung der Laubgehölze, Rückgang von Buche und Tanne zugunsten der Fichte) (Geleitsmann 1984, S. 32 ff.). In den vogtländischen Pollen profilen von Plothen und Pöllwitz werden solche Veränderungen als „Ausdruck einschneidender anthropogener Eingriffe in die Vegetation“ zu eben jener Zeit tatsächlich faßbar (Heinrich/Lange 1969, S. 459). „Die bronzezeitliche Siedlungs- und Wirtschaftsintensität verursachte] den nachhaltigsten Eingriff in Wirt schaftsgefüge und Vegetation in prähistorischer Zeit“ und kann „in ihrer Bedeu tung mit denen der mittelalterlichen Rodungsperiode gleichgesetzt werden“ (Hempel 1983, S. 24). Nicht, wie früher vorausgesetzt, natürliche „Freiland schaften“ haben also zur Inbesitznahme des Vogtlandes angeregt; umgekehrt war dessen „Besiedlung aus Bergbauinteressen“ (ebenda, S. 14) Ursache für die Ent stehung einer zeitweiligen Offenlandschaft. 8 Das Vogtland ist reich an Bodenschätzen und zählt, vor allem aufgrund der Zinnsteinfunde im 16. Jh., zu den bekannteren Bergbaurevieren Mitteleuropas. 9 Der ausführlichen Gegenüberstellung mit dem archäologischen Befund seien einige allgemeine Bemerkungen vorausgeschickt. Für die Alten von Interesse waren besonders die Vorkommen von Kupfer und Zinn, ferner Eisen, an scheinend aber auch Gold und Salz. Erstgenannte Erze sind an zahlreiche, oft 7 Bei der Verhüttung wurde ein Vielfaches an Holzkohle verschlungen. Das Gewichts- Verhältnis Kupfer : Holzeinsatz beträgt etwa 1:200 und ist damit fast siebenmal ungünstiger als beim Schmiedeeisen (Geleitsmann 1984, S. 30, Abb. 1). 8 Hingegen kann der Burgenbau (Wehrmauer, Häuser, Gewerbe), da im Vogtland anscheinend auf Eisen- und Eselsberg beschränkt, zu größeren Rodungen und in deren Gefolge zu Bodenverlagerungen (so Hempel 1983, S. 15, 26) nur punktuell geführt haben. 9 Auf ausführliche Literaturbelege wird verzichtet. Überblicke bei Schurig 1875; v. Wichdorff 1918; Jaeger 1924; Puffe 1938; Oelsner 1952, S. 76ff.; Quellmalz 1959.