Denglers trotz der mißlichen äußeren Umstände bewundern und anerkennen lernte. Die wenigen herausgegriffenen Beispiele für längerfristige Unterneh mungen sollen genügen. Hinzu kommen noch die plötzlichen Ganztageseinsätze, die seinerzeit sofort nach Eingang der Fundmeldungen erfolgen mußten, und die Betreuung der ausländischen Arbeitsgruppen in den ersten Kriegsjahren spe ziell bei Sicherungsarbeiten auf der Heidenschanze bei Dresden-Coschütz, bei denen er u. a. den Nachweis einer Werkstatt für Knochenpfeilspitzen erbrachte. Alle Grabungsberichte sind Zeugnis einer vorbildlichen und geschulten Geländebeobachtung mit allen Details, aber auch schon den ersten Deutungs versuchen. Er hat sich immer bemüht, den hinterlassenen materiellen Inhalt der verschiedensten Kulturen in den Zusammenhang der gleichzeitigen Gescheh nisse, der Wirtschaft und Gesellschaft zu stellen und auch die kultische Kompo nente dabei nicht zu übergehen. Seine Erfahrungen aus den Expeditionen in Gebieten urtümlicherer Zustände bewahrten seine Deutungen dabei vor zu ge wagten Hypothesen. Die entsprechenden Diskussionen waren für jeden Teil nehmer gewinnbringend, wenn sie auch die großen Phantasten meist enttäuschen mußten. Eine Art Gespür für das historisch Mögliche und regional Unterschied liche zeichnete ihn aus und machten ihn zu einem wertvollen Gesprächs- und Diskussionspartner. Auch bei seinen wenigen archäologischen Publikationen kamen ihm die ethnographischen Erfahrungen stets zugute. Es ist für die Prähistorie bedauerlich, im ganzen aber höchst verständlich, daß Hermann Dengler seine gesamte Freizeit der Fortführung seiner Publikationen über die Geschichte der Indianer Nordamerikas widmete, die schon weit fort geschritten waren, als er im Frühjahr 1945 trotz seiner Krankheit noch zum Volkssturm eingezogen wurde und dieses Werk offenbar mit sich führte, am Tage vor der Kapitulation sich noch am Marsch ins Nordböhmische beteiligen mußte, dann in Gefangenschaft geriet, im Lager Elsterhorst bei Hoyerswerda erkrankte (u. a. Ruhr) und wohl im Juli 1945 verstarb. Die Nachricht von seinem Tod erhielt die Familie erst im Frühjahr 1946 von einem Arzt in Nordwest deutschland, der im Lager tätig gewesen und mit seiner Pflege betraut war, schließlich aber nur über einen tapferen und klaglosen Tod berichten konnte. Hermann Dengler hinterließ eine stille und verständnisvolle Frau, die infolge der minimalen Verdienste ihres Mannes sich mit Wenigem bescheiden mußte, aber bald darauf verstarb, und eine heranwachsende Tochter. Seine Studien über die nordamerikanischen Indianer waren verloren. Geblieben aber sind mehrere Bände tagebuchartiger Briefe aus den Expeditionsgebieten in lückenloser täg licher Folge, wertvolle von ihm gesammelte Original-Zeichnungen junger Indianer, viele Photos, mehrere ungedruckte Erzählungen aus dem Indianerland, vor allem aber die Erinnerung an einen prächtigen, aufopferungsvollen, gütigen, von echtem Humanismus beseelten und leider oft nicht mit dem nötigen Ver ständnis begegneten Mann, dessen entsagungsvolle Arbeit für die Völkerkunde wie die Ur- und Frühgeschichte trotz der nur relikthaften Erhaltung seines Werkes von großer Bedeutung geblieben ist. Es ist zu bedauern, daß er die