zeigt, wie der allgemeine kulturelle Aufschwung durch die europäischen Er oberer rücksichtslos vernichtet wurde — ohne Unterschied zwischen einfachen Jägergemeinschaften und den zivilisierten Hochlandindianern etwa in Mexiko und Peru — und wie der grausame Kampf bis in die Gegenwart, wenn auch mit unterschiedlichen Methoden, fortgeführt wurde. In seinem Werke über die Indianerstämme des Ostens und der Prärien Nord amerikas ging Dengler schon auf die ältere Geschichte der nordamerikanischen Indianer ein — ein Thema, dem er sich bis zu seinem Tode verschrieben hatte. Durch Erziehung und Bildung wird versucht, die Ureinwohner „möglichst ganz zu Weißen zu machen ... und verschwindet das Ur-Indianertum immer mehr. Die Indianer werden von der Zivilisation aufgesogen“ 9 . In der Zusammenstellung von 1923 versuchte Hermann Dengler, „das Leben der Indianer seit ihrer Be rührung mit den Weißen bis zur Mitte des 19. Jh. zu veranschaulichen“. Dazu wurden aus alten Veröffentlichungen vom Ende des 16. bis zur Mitte des 19. Jh. aus den besten Werken Bilder ausgewählt und durch ausführliche Texte er läutert. Leider war auf Grund der ökonomischen Lage eine starke Beschränkung erforderlich geworden. Trotzdem aber wurde es möglich, dem Leser ein reali stisches Bild von den Ur-Indianern zu vermitteln. Urtümliche Wohnungen, sparsame Kleidung und dauernde Bemühungen zur Sicherung des Lebensunter haltes beherrschten das äußere Geschehen. „Ihre gesellschaftlichen und Standes- einrichtungen aber, ihre Sitten und Anschauungen hoben sie weit über die Stufe des rohen Wilden. Sie hatten ihre Dorfgemeinschaften und bestimmten Stände, die priesterliche und polizeiliche Ämter ausübten. Sie besaßen einen entwickelten Kunstsinn, der sich in ihrem Schmuck, an Kleidern, Waffen, Zeremonial- geräten und den Wohnungen erkennen ließ. Sitten und Gesetze aber waren meist besser als die der Weißen, mit denen sie in Berührung kamen“. Mit diesem Werk gab uns der Verfasser einen tiefen Einblick in die noch ursprünglicheren Zu stände der Indianerwelt und forderte uns damit auch praktisch zur Hochachtung vor anderen Kulturen und Anschauungen auf. Diese humanistische Grundein stellung hat ihm bei Vertretern der Theorie einer höheren Rasse und des damit verbundenen Herrenmenschentums bisweilen in große Schwierigkeiten gebracht. Erlebnisse und Erfahrungen von seiner brasilianischen Expedition und dem Studium der Geschichte der Indianer kamen Dengler bei der Auswertung ur- und frühgeschichtlicher Befunde und Funde im Rahmen der ihm 1928 zur Lebens stellung gewordenen Arbeiten in der Vorgängerinstitution des heutigen Landes museums für Vorgeschichte Dresden — damals im Zwinger — ebenso zugute, wie er damit die anderen Mitarbeiter der Forschungsstelle anregte. Denglers Tätigkeit im Rahmen des Archivs urgeschichtlicher Funde aus Sachsen, das heute im wissenschaftlichen Archiv des Landesmuseums für Vor- 9 Nach H. Dengler, Indianer. Die Indianer-Stämme des Ostens und der Prärien Nordamerikas nach Darstellungen aus der Zeit von 1590—1850, Stuttgart 1923.