AFD Arbeits- u. Forschungsber. z. sächs. Bodendenkmalpflege 34, 1991 S. 251-262 BELEGE DES MITTELALTERLICHEN ERZBERGBAUS AUS EINER ABFALLGRUBE DES 14. JH. IN FREIBERG Von Wolfgang Dallmann, Bernd Standke und Gerhard Sansoni Im Herbst 1988 fand eine mehrjährige Grabungstätigkeit auf dem Hausgrund stück August-Bebel-Straße* in Freiberg ihren Abschluß, wo, unbeeinflußt von Bauterminen, im Hinterhof eines zur Rekonstruktion freigegebenen Gebäudes eine systematische archäologische Untersuchung vorgenommen werden konnte. Auf einem Gelände von ca. 500 m 2 Fläche wurden insgesamt elf mittelalterliche und frühneuzeitliche Gruben sowie zwei Gruben des 18. und 19. Jh. festgestellt und die darin enthaltenen Funde geborgen. Die Grabungen wurden von der Interessengemeinschaft „Bodendenkmalpflege“ im Kulturbund 1 im Auftrag des Landesmuseums für Vorgeschichte Dresden durchgeführt. Die hier geborgenen Funde, die bis in die Zeit der Stadtgründung im Anfang des 13. Jh. zurück datiert werden können, belegen insgesamt die wechsel volle Geschichte eines Hausgrundstückes vom Mittelalter bis in unsere Zeit. Neben einer Fülle von häuslichen Gebrauchsgegenständen fanden einige Funde be sondere Beachtung, so z. B. eine Brakteatenschale (Becke/Friebe 1987) und zwei Zierscheiben („Fürspane“) (Gühne/Standke u. a. 1989), deren Fundumstände bereits veröffentlicht wurden. An dieser Stelle soll auf ein Erzmuster, bestehend aus zwei Erzstücken (Taf. 21, oben), näher eingegangen werden, das sowohl in montangeschichtlicher als auch in geowissenschaftlicher Hinsicht von Rang ist, weil es den bislang ältesten Beleg des Freiberger Bergbaus darstellt 2 und zugleich nachweist, daß der Bergbau im 14. Jh. bereits auf primären Lagerstättenteilen umging. Der Erzfund kann in die erste Hauptperiode 3 des Freiberger Bergbaus datiert werden, jedoch dürfte die Blütezeit bereits beendet gewesen sein. Der Fund fällt in die Zeit der ersten urkundlichen Erwähnung des ältesten Stollens im Freiberger Bergbaurevier aus dem Jahre 1384, nämlich des Stollens von Tuttendorf zur Reichen Zeche, des * Inzwischen umbenannt in Petersstraße. 1 Die IG „Bodendenkmalpflege“, der 14 Mitglieder angehören, führt seit 1983 ganzjährig archäologische Untersuchungen im Stadtgebiet von Freiberg durch. 2 Mündliche Auskünfte von Prof. Dr. C. Baumann, Bergakademie Freiberg, und Dr. W. Quellmalz, Staatliches Museum für Mineralogie und Geologie, Dresden. 3 Die erste Hauptperiode des Freiberger Bergbaus begann mit der Entdeckung der Silbererze im Jahre 1168 und endete im 15. Jh.