dem relativ kleinen Burgbezirk (Abb. 1) wenig Mehrprodukt abzuschöpfen, zum anderen lag der Ort am Rande des Altsiedelgebietes, während z. B. Mügeln in seinem Zentrum eine dichte Besiedlung aufwies und über Naturrohstoffe ver fügte. Für Wurzen kam noch hinzu, daß es schon früh ein hervorgehobener Punkt im West-Ost-Verkehr war. Unter deutscher Herrschaft wirkten die hier aufgezeigten Entwicklungs tendenzen weiter, wobei wesentliche Veränderungen der militärischen Eroberung mit deutlichem Abstand folgten. Auch unter frühfeudalen Bedingungen blieb Nossen in seiner randlichen Lage. Da die Burg auf dem Dechantsberg im Zuge der deutschen Eroberung zerstört wurde, konnte sie nicht zu einem zentralen Punkt der deutschen Herrschaft werden. In Wurzen und Mügeln (Festenberg) dagegen blieben die Burgen erhalten und wurden zu Burgwardsmittelpunkten. Damit konnten sich an ihnen die nichtagrarischen Kräfte konzentrieren und Siedlungen ausbilden, die Keim formen städtischen Lebens darstellten (Suburbien) oder durch ihren besonders hervorgehobenen Charakter frühstädtischer Entwicklung dienlich waren. An sätze einer solchen Entwicklung sind in Nossen mit der Wehranlage auf dem Rodigt zu verbinden, die aller Wahrscheinlichkeit nach die Burg auf dem De chantsberg ablöste. Neben der Kontinuität oder Diskontinuität in der Burgenentwicklung, der unterschiedlichen Lage im Altsiedelgebiet und im frühen Verkehrsnetz, spielte vor allem eine Rolle, in wessen Hände die Burgen mit ihren Burgbezirken gelangten und wie die ökonomischen Potenzen dieser drei Kleinräume insgesamt gefördert wurden. So kam die Wurzener Burg zu Beginn des 11. Jh. an den Bischof von Meißen, die Mügelner (Festenberg) vermutlich noch im selben Jahrhundert an die gleichnamigen Edelfreien und die Nossener (nun Rodigt) an die Herren von Nossen. Ein früher Landesausbau, die Vertiefung der Arbeits teilung und eine intensivierte Ausbeutung festigten ihre Position und verstärkten die Tendenz zur Landesherrschaft. Auch unter den neuen Bedingungen gestaltete sich die Entwicklung in Wurzen am günstigsten. Auf ihrer Grundlage nahm die frühstädtische Entwicklung deutlichere Formen an. Vermutlich wurde das Suburbium durch Burglehen erweitert, und es entstanden Sondersiedlungen, die in einem nicht näher bestimm baren Zusammenhang zu dieser Entwicklung standen. Außerdem wurde durch die ausgezeichnete Verkehrslage Wurzens an einem bedeutenden Mulden übergang im West-Ost-Verkehr die Handelstätigkeit stark gefördert, so daß die Kaufmannssiedlung der Altstadt mit Jakobskirche und Markt entstand. In Mügeln erwuchsen die Potenzen für eine frühstädtische Entwicklung in erster Linie aus dem Raum selbst. Intensive landwirtschaftliche Produktion und fortschreitender Landesausbau, berufliche Differenzierung und das Streben der Herren von Mügeln nach Landesherrschaft waren dafür die Grundlage. Aus druck dafür sind ein Suburbium an der Burg (Baderitz) sowie weitere Sonder siedlungen, unter denen besonders Sornzig (Dorf der Mühlsteinhauer) hervor- 245