späteren Bauphase angehören. Auch die Lage an der geschütztesten Stelle spricht für ein hohes Alter. Leider trat bei Restaurierungsarbeiten des Schlosses und der Untersuchung der Kellergewölbe bisher nur keramisches Material zutage, das bis in das 15. Jh. zurückreicht. 48 Allerdings sind die ältesten Funde auch nur dort zu vermuten, wo früher das uralte kleine Schloß gestanden hat. Wie bereits ausgeführt, muß die Burg- und Siedlungsentwicklung vom 12. bis zum 14. Jh. mit den Herren von Nossen in Verbindung gebracht werden. Nach der Urkunde von 1264 (AZR 14) ist Nossen um diese Zeit noch ein Dorf, wenn auch ein besonders hervorgehobenes, in dem sehr wahrscheinlich schon ein Markt vor der Kirche abgehalten wurde. Ein Burg-Stadt-Verhältnis, wie es für den vollentfalteten Feudalismus typisch ist, bildete sich erst heraus, als Nossen nach 1316 unter bischöflichem Einfluß den Charakter eines Landstädtchens annahm und in der Folgezeit (ab 1376) mit „opidum“ bezeichnet wird (CDS II, 2, 643). Trotzdem muß auch schon vorher mit einer allmählichen Herausbildung städtischer Verhältnisse gerechnet werden. Ein Burg-Stadt-Verhältnis ist im kleinen Rahmen durch die Reihenbildung der drei Nossener Wehranlagen vorgezeichnet, ohne daß die einzelnen Komponenten immer konkret zu erfassen sind. 3.3. Die Entstehung und Entwicklung der mittelalterlichen Stadt Nossen Nossens Entwicklung zur mittelalterlichen Stadt vollzog sich im 14. Jh. Das Landstädtchen („opidum“) entstand auf der Grundlage des dörflichen Vor läufers „Nuzzin“ (1264), der aber keineswegs mit der Siedlung an der Muldenfurt gleichzusetzen ist, wie das Berger annimmt (Berger um 1968, S. 9). Sicher ist der Ortsname slawischer Herkunft und bedeutet so viel wie „Nase“ (Eichler/Walther 1966, S. 226), hier von der Felsnase des Schloßberges abgeleitet und sicher zuerst auf die Siedlung an der Muldenfurt übertragen. Später wurde dieser Flurname für die Burg und für das 1264 erwähnte Dorf namensgebend. Beide Siedlungen sind aber nicht identisch. Geht man nämlich davon aus, daß die slawischen Wurzeln der Siedlung an der Muldenfurt sehr wahrscheinlich sind bzw. daß die Siedlung suburbialen Charakter hatte, müßte eine kleine rundliche Ortsform und eine blockartige Flur zu erwarten sein. Beides trifft aber nicht zu. Die Größe der Flur des Dorfes Nossen (bis an die Pietzsche reichend) sowie die Einteilung der Flurstücke selbst deuten eher auf ein Rodedorf des 12. Jh., das auf einer bereits vorher benutzten, im Zuge der An siedlung teilweise verhuften Flur entstand. Die beiderseitige Aufreihung der Gehöfte an einer Dorfstraße ist noch heute aus der langgestreckten Form des 48 Nach mündlicher Auskunft von Herrn Steinecke (ehemaliger Museumsleiter des Stadt museums Nossen) vom Februar 1984.