Was als „Stichkanal" querverlaufend in einem gesprengten Humeruskopf imponiert, könnte auch den von Milner und Smith (1989, S. 47) als „Carnivore alteration" geschilderten Querfurchen ("shallow transverse excavations through the spongy interior") entsprechen. Die „Beknabberung" der Ränder der Darm beinschaufeln (Abb. 4) könnte ebenfalls von Hunden stammen. Es gibt also Veränderungen an den menschlichen Knochen in den Zausch- witzer Abfallgruben („Opfergruben“?), die nicht eindeutig menschlichen Hand lungen zugeschrieben werden können. Dagegen können die ebenen Trennflächen, die sich an einem Wirbel, am Rabenschnabelfortsatz der Scapula, an einem Humeruskopf oder quer durch einen Oberschenkelknochenhals feststellen lassen (Taf. 4), nicht durch Hundebiß erzielt sein. Unter zehn geprüften Unterkiefern fanden Milner und Smith (1989, S. 44) keinen, der Bißspuren aufwies. Unter den Zauschwitzer Grubenfunden sind Unterkiefer recht häufig. Sie zeigen ungewöhnliche Bruchstellen und Ab sprengungen (auch auf der schwerer zugänglichen Innenseite) und keine Grüb chen, Furchen oder Kratzlinien, die von Hundegebissen herrühren könnten. Solche Spuren fehlen auch auf den zahlreich vorhandenen aufgesplitterten Lang knochen (Abb. 1 —3). Von Bedeutung sind in diesem Zusammenhang die kleinen Knochen von Hand und Fuß, besonders die Phalangen. Milner und Smith (1989, S. 42) stellen ein geringes Vorkommen fest („significant undernumeration") und vermuten komplette Zerstörung durch Carnivoren. In der Tat ist nach geläufigen Beob achtungen an Haushunden mit dem Verschlucken der Fragmente solch kleiner Knochen zu rechnen. Es finden sich in Zauschwitz Phalangealknochen mit kleinen Defekten an ihren Enden, die eher an ein Aufbeißen und Aussaugen des Markinhalts denken lassen (Abb. 6). Zusammenfassend ergeben sich Hinweise auf Tötung (Schlagmarken auf Hirnschädelknochen), auf Zerlegung (ebene Trennflächen durch schneidende oder hackende Geräte), Schnittspuren und Gewinnung von Markhöhleninhalt durch Aufbrechen. Der Umgang von Carnivoren (Hunden) mit liegengebliebenen Abfällen ist sehr wahrscheinlich. Im Hinblick auf die reiche Literatur über ur- und frühgeschichtliche Hinweise auf Anthropophagie mag es hier genügen, einige analoge Funde in benachbarten Abb. 5. Zauschwitz, Lkr. Borna, „puncture marks" auf einem distalen Femurende aus Qu 29. 1:2. 2* 19