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von Straßen günstige Möglichkeiten. So sind für Nossen drei Furten — die alte Furt am Dechantsberg, die Rote Furt, die Furt am Fuße von Schloßberg und Rodigt — historisch belegbar oder wenigstens aus den Quellen zu erschließen (Abb. 2). Die älteste Nossener Furt befand sich wohl am Dechantsberg. Vermutlich nutzten sie die Slawen, wenn sie ihr Vieh in den am anderen Ufer gelegenen Wald getrieben haben. Der von der Furt ausgehende, ab Marbach mit Klieben- Straße 8 bezeichnete Weg könnte jedenfalls auf einen solchen alten Viehweg zurückgehen. Die noch heute sichtbare Hohle am Dechantsberg und einige auf der anderen Muldenseite entstanden durch regelmäßigen Wagenverkehr von und zum Kloster Altzella, markieren die Lage der Furt und bestätigen ihre Nutzung über viele Jahrhunderte. Sie ist es wohl auch, die in der Grenzurkunde des Klosters Altzella von 1185 als alte Furt bezeichnet wird. 9 Geht man davon aus, daß der Rodigt die Burg auf dem Dechantsberg zeitlich ablöst, so muß die Furt am Fuße von Schloßberg und Rodigt spätestens seit dem 10. Jh. benutzt worden sein, da sie unmittelbar mit dem Rodigt in Verbindung zu bringen ist (s. u.) und außerdem durch mehrere tief eingeschnittene Hohlwege belegbar ist, die westlich der Wehranlage den Hang hinaufführen. 10 Ab wann die Rote Furt benutzt wurde, ist nicht nachzuweisen. Ohne Frage verbanden die drei Furten den Ort Nossen und das Kloster Altzella fest mit dem Altsiedelgebiet. Seit wann aber die Wege ins Gebirge führten und an die böh mischen Steige Anschluß fanden, ist schwer zu sagen. Auf jeden Fall spielte dabei die in mehreren Siedelbahnen verlaufende Erschließung des Erzgebirges eine wichtige Rolle. 11 Ein solcher mit der Besiedlung eng verbundener Weg, der von der Furt zwischen Schloßberg und Rodigt ausgeht und alle genannten Orte der Nossener Siedelbahn in ihrem Kern schneidet, ist die Bergstraße (Ob., Sekt. 9). Sie ist ein echter Höhenweg, meidet alle Nebentäler der Mulde und trifft bei Oederan auf die alte böhmische Straße. Dabei werden die Orte Nossen, Augustus- 8 Die Bezeichnung „Klieben“ oder analog „Clieben“ (Dorf nö. Meißens) geht auf eine in mehreren Sprachen nachweisbare Zusammensetzung slawischen Ursprungs mit „Vieh-“ zurück (Eichler/Walther 1966, S. 52). Sie wird für ein Wegstück verwendet, das bei Mittel marbach von dem von Altzella kommenden Weg abzweigt, über Böhrigen führt und nö. von Arnsdorf auf die alte böhmische Straße trifft (Ob., Sekt. 9). Diese Wegführung scheint alt zu sein, da in dieser Gegend später nur Deutsche siedelten, die sicher keinen slawischen Namen, sondern das deutsche „Viehweg“ verwendet hätten. 9 In der Grenzurkunde von 1185 (CDS I, 2, 510) stellt die alte Furt den Ausgangspunkt für die Beschreibung des Uferstreifens dar, den Peter von Nossen an das Kloster abgeben mußte. Er zog sich von der alten Furt bis zum Roten Berg und in westlicher Richtung bis zum Bodenbach. Das entspricht der Karte von Oeder (Nossen 10 b, StAD) und hat die eindeutige Konsequenz, daß Rhäsa 1185 dem Besitz der Herren von Nossen zuzu rechnen ist. 10 Begehung der Wehranlage mit Dr. Vogt (LMD) im Juli 1989. 11 Nach Mülle (1942, S. 25) lösten sich von der Basis Altenburg —Meißen die über das Gebirge führenden Wege und wurden zu Einfallspforten für die Siedler.