DIE ENTWICKLUNG DES BURG-STADT-VERHÄLTNISSES IN DER STADT NOSSEN VON SEINEN ANFÄNGEN BIS ZUR MITTE DES 14. JAHRHUNDERTS Von Almut Fiedler Vorbemerkungen Mit diesem Beitrag wird die 1988 veröffentlichte Arbeit zum Burg-Stadt-Ver- hältnis in Wurzen und Mügeln mit der Untersuchung über eine weitere Stadt fortgesetzt. Die dort vorangestellten Positionen (Fiedler 1988) bilden auch für das Verhältnis von Burg und Stadt in Nossen die theoretische Grundlage. Auch im Nossener Raum geht es darum, die konkrete Vielfalt, Dialektik und Ent wicklung der Beziehungen zwischen Burg und Stadt aufzudecken und möglichst komplex und differenziert darzustellen. Quellenlage und Forschungsstand sind zu den einzelnen Problemen sehr unterschiedlich. Im wesentlichen wurden die gleichen Quellengruppen wie für Wurzen und Mügeln herangezogen (u. a. archäologisches Material, Urkunden des 12. bis 16. Jh., Flurkrokis mit Flurnamenverzeichnissen sowie Ablösungsakten des 19. Jh.). Eine umfassende Geschichtsdarstellung existiert für den Nossener Raum jedoch nicht. Wenn überhaupt über dieses Gebiet geschrieben wurde, galt das historische Interesse in erster Linie der Entstehung und Entwicklung des Klosters Altzella. So geht Knauth in seiner Chronik des Klosters nur sehr sparsam und völlig unkritisch auf die früheste Geschichte Nossens ein. Beyer erwähnt in seiner 1855 erschienenen Arbeit „Cistercienser-Stift und Kloster Altzelle“ die Herren von Nossen sowie Burg und Stadt Nossen nur dann, wenn sie in Verbin dung zum Klostergeschehen stehen. Demgegenüber stellt der angefügte Regesten anhang eine sehr wertvolle Quellengrundlage für die Geschichte Nossens dar. Zu Beginn der vierziger Jahre erfolgte durch Tackenberg auf dem Dechants berg eine Ausgrabung. Sie erbrachte eine zeitliche Eingrenzung der Burg auf das 9. und beginnende 10. Jh. Damit kommt diese Burganlage als Ausgangspunkt eines Burg-Stadt-Verhältnisses im Nossener Raum kaum in Betracht. Von ungefähr 1936 bis 1970 beschäftigte sich der Heimatforscher Berger sehr eingehend mit der Geschichte Nossens und seiner Umgebung. In dieser Zeit trug er umfangreiches Material zusammen und legte es in mehreren Einzelarbeiten vor, die vielfältige Anregungen zu einer vertieften Sicht auf die Probleme ent hielten. Somit bedurfte es in Nossen vor allem der kritischen Wertung bisheriger Forschungsergebnisse und der Berücksichtigung aller Faktoren und Bedingungen, die für die Herausbildung eines Burg-Stadt-Verhältnisses ausschlaggebend waren.