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Zeugnissen des Siedelgeschehens, wie z. B. Wüstungen, gegenwärtig nicht her zustellen ist; zielgerichtete Geländeforschungen zu dieser Frage sind im Umfeld der Wehranlage notwendig. Beide Burgen zeigen aber den Vorstoß der Kolo nisation in Richtung Gebirgskamm ausgangs des 12. Jh. und die Aufgabe gerodeten Landes im 13./14. Jh. an. Für den Zusammenhang sowohl des Lieben steins als auch des „Teufelsschlosses“ mit nichtagrarischer Produktion (Schwa- benicky 1988 b, S. 34; 1988 c, S. 5) gibt es keinen Beweis. (Mit dem Hinweis auf Zinnseifen erwog bereits S. Sieber [1925, S. 148] für das „Teufelsschloß“ eine solche Interpretation.) In Verbindung mit dem Siedlungsausgriff, der sich in der Errichtung der Wehranlage dokumentiert, steht die Frage nach dem Verhältnis zu einer mutmaßlichen linksmuldischen Verkehrsführung aus dem Zwickauer Raum, die südlich von Carlsfeld das Gebirge überschritt. Beim gegenwärtigen Stand der Forschung ist dieses Problem aber noch nicht befriedigend gelöst (Wißuwa 1987, S. 71, 106ff.). - Nach dem Gesagten ergibt sich für das „Teufelsschloß“ mit weitgehender Sicherheit ein Zusammenhang mit dem hochmittelalterlichen Landesausbau im Westerzgebirge am Ende des 12. Jh. Träger der Kolonisation waren möglicher weise fränkisch-thüringische Siedlergruppen (Vogt 1987, S. 192ff.); 7 das Fehlen eines auf die Herkunft weisenden und in den Rodungsraum im Erzgebirge über tragenen Namens für die Wehranlage, wie beispielsweise im Falle der östlich benachbarten Burg Schwarzenberg (Kobuch 1989, S. 110), erschwert eine sichere Aussage in dieser Frage. Im archäologischen Fundbild werden die Beziehungen zu Oberfranken z. B. in den als gefiedertes Radkreuz (Radkreuz mit Seiten sprossen) gestalteten Bodenzeichen (Abb. 7,7; Billig 1967, Abb. 5,7) deutlich (Dietel 1977/78). Das Fundgut umgrenzt eine Spanne von etwa 100, maximal von 150 Jahren, in denen das „Teufelsschloß“ bewohnt und damit wohl auch als Wehranlage funk tionstüchtig war. Wie sich die bei den Grabungen 1925 festgestellte Zweiphasig- keit des Außenwalles in diesen zeitlichen Rahmen einordnet, könnte — ebenso wie die Frage der Bebauung — nur eine neue Untersuchung klären. Wenn man der chronikalischen Überlieferung Glauben schenken darf, war Steinbausubstanz vorhanden und noch im 18. Jh. in Resten sichtbar. Teile der Burg werden aber aus Holz oder Fachwerk bestanden haben, worauf vielleicht die zahlreich ange troffenen Nägel weisen. Für die Burgstelle, nach ihrer Aufgabe der Wieder bewaldung überlassen, ist heute keine Beziehung zu einer Siedlung herzustellen. 8 7 Auf der von dem genannten Autor vorgelegten Karte (Vogt 1987, Abb. 143) sind als neue Fundpunkte von Wursthenkeln und Gefäßtüllen Weißbach (Beier 1988, Abb. 4,70, 5,8) und Schwarzenberg (Geupel 1983 b, Abb. 3) nachzutragen. 8 Nächstgelegener Ort ist Blauenthai, der aus einem 1537 angelegten Hammerwerk hervor gegangen ist (Blaschke 1957, S. 94).