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wir mangels sicherer Gliederungskriterien nur unscharf mit 13./14. Jh. um schreiben können. Vielleicht kann aber aus dem Fehlen der typischen späten, ausgezogenen Kragen, die im allgemeinen auch dünner sind und deren Innen- und Außenprofil annähernd gleichläuft (Gühne 1987, S. 42; Schwabenicky 1987, S. 244), geschlossen werden, daß unser Fundkomplex zumindest nicht allzu weit in das 14. Jh. hineinreicht. Mit Ausnahme der Scherbe von heller Feinware trägt die Keramik heimischen Charakter. Daß echte blaugraue Irdenware nicht vorhanden ist, wurde schon gesagt; wie diese ist auch die Keramik vom „Teufelsschloß“ reduzierend ge brannt. Die zwischen ocker, rötlich, braun und grau variierende Skala ihrer Oberflächenfärbung läßt aber darauf schließen, daß es in der Endphase des Brennprozesses bzw. bei beginnender Abkühlung durch Luftzutritt zu einer Oxydation kam. Möglich ist aber auch, daß die verwendeten Tone keinen Blau graubrand erzeugen ließen. 3 Nur verhältnismäßig selten wurde die Härte der blaugrauen Ware erreicht, die Masse der Scherben muß als mäßig hart gebrannt bezeichnet werden. 4 Helle Feinkeramik, wie sie mit einer Scherbe auf dem „Teufelsschloß“ vorliegt (Abb. 8,5), tritt als Fremdgut stets vereinzelt auf. Eine Bindung an bedeutende Burgen und Marktorte (Vogt 1987, S. 142f.) kann aber für das Erzgebirge nicht mit dieser Ausschließlichkeit bestätigt werden. 5 Sie erscheint im Fundinventar einiger Herrschaftsmittelpunkte (Lauterstein [Geupel 1977, Abb. 3], Schöneck [Geupel/Stoye 1989, Abb. 2,A3]\ aber auch an unter geordneten Anlagen des Landesausbaues, wie dem Neidberg (Nidberg) bei Zöblitz (Geupel 1978, S. 35) oder eben dem „Teufelsschloß“. Darüber hinaus ist sie in der Wüstung „Schwedengraben“ (Geupel 1984a, Abb. i,14—15) und in dem Waldhufendorf Ansprung (Geupel 1990, Abb. 2) nachgewiesen. Ihre Her kunft ist unklar. 6 Müssen unter den Bewohnern der Wehranlage auch Frauen und Kinder als selbstverständlich vorausgesetzt werden, so vermögen das Funde wie die Spinn wirtel und das Spielzeugpferdchen archäologisch direkt zu belegen. Wenn G. Billig (1967, S. 493) — auf Grund der seinerzeitigen Funde völlig zu Recht — für das „Teufelsschloß“ den Zusammenhang mit dem Kolonisations geschehen noch vorsichtig für möglich hielt, dürfte das neue Material daran kaum einen Zweifel lassen. Ähnlich wie beim Liebenstein im Tal der Schwarzen Pockau (Geupel 1984b, S. 305) wird man im „Teufelsschloß“ einen örtlichen Stützpunkt des Landesausbaues zu sehen haben, wenngleich hier die Verbindung mit weiteren 3 Für freundliche Hinweise zu dieser Problematik bin ich Herrn Dr. H. W. Mechelk zu Dank verpflichtet. 4 In der Einteilung der Härte folgen wir dem Vorschlag W. Janssens (1966, S. 40). 5 Gleiches scheint auch für andere Räume zuzutreffen (vgl. Oettel 1986, S. 147). 6 Die allgemein als Keramik „Pingsdorfer Art“ zusammengefaßten Funde dürften ein in der Herkunft heterogenes Material darstellen (Lobbedey 1968, S. 73 ff.). Sicher ist, daß es mit echtem Pingsdorf nichts zu tun hat, sich aber auch in Machart und Dekor eindeutig von der etwas jüngeren rotbemalten Tonware vom Typ Levin (Mechelk 1975) aus Böhmen, die im Erzgebirge relativ häufig vorkommt, unterscheidet.