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ein tieferes Hineinreichen in das 13. Jh. nicht auszuschließen ist, da in den Räumen nördlich des Erzgebirges ab zweitem Viertel des 13. Jh. Bügelkannen in Blaugrau weiter produziert wurden, diese Tonwarengruppe aber auf dem „Teufelsschloß“ fehlt und statt dessen die braune und braungraue Keramik mit meist dunklem Tonkern im 13./14. Jh. weiterläuft. Die exakte zeitliche Fixierung des Einzelstückes ist also schwierig. — Demgegenüber handelt es sich bei den geschlitzten Band- bzw. Sattelhenkeln (Abb. 8,2— 3) um eine Henkelform, die erst im 13. Jh. in Gebrauch kam. Nach H.-J. Vogt (1987, S. 192, Anm. 133) kommen Sattelhenkel im letzten Zerstörungshorizont der Groitzscher Burg 5 von 1294 ausschließlich vor, ebenso im Fundmaterial aus der Lohgasse im alten Chemnitz, deren Bebauung in der zweiten Hälfte des 13. Jh. begann. Danach dürfte die Enddatierung der Wursthenkel in der Mitte oder zweiten Hälfte des 13. Jh. liegen. Die Ausgußtülle (Abb. 7,2) wird zu einem gedrungenen Gefäßtyp gehört haben, der in Groitzsch stratigraphisch vom Ende der Burg 3 bis zum Ende der Burg 4 gesichert ist und damit in die zeitliche Spanne vom ersten Viertel des 12. Jh. bis zum ersten Viertel des 13. Jh. fällt (Vogt 1987, S. 190). In unserem westerzgebirgischen Fundgut beziehen diese Tüllen offenbar die gleiche chrono logische Stellung wie die „vorblaugrauen“ geschlitzten Wursthenkel und können somit wie diese gewissermaßen als archäologische Indikatoren kolonisations zeitlicher Siedlungstätigkeit von der zweiten Hälfte des 12. Jh. bis zum frühen 13. Jh. gewertet werden. Eine Scherbe (Abb. 8,5) verkörpert eine helle, weißlich-gelbe Feinkeramik, die sehr dünnwandig, fein geschlämmt und hart gebrannt ist. Ob die an anderen Fundstellen auf Gefäßen vergleichbarer Materialbeschaffenheit übliche rote Be malung nur zufällig wegen der Kleinheit des Fundstückes fehlt, kann nicht ent schieden werden. Mit Sicherheit ist es Importkeramik, die sich in den durch das oben besprochene Scherbenmaterial heimischen Charakters umgrenzten Zeitraum zwanglos einfügt. Parallelen in stratigraphisch gesicherter Position lieferten in räumlicher Nähe wiederum die Wiprechtsburg, Burgen 3 bis 5 (Vogt 1987, S. 142f.), und das Benediktiner-Kloster in Chemnitz, unterste Schicht (Geupel 1987, S. 35, Abb. 3). Nach Tonzusammensetzung und Brand eher der heimischen als einer Import keramik an die Seite zu stellen ist das handgeformte Pferdefigürchen (Abb. 8,4, Taf. 20, unten). Der allgemein gebräuchlichen Interpretation folgend (Schmidt 1934; Felgenhauer 1974; Stoll 1982), haben wir in ihm ein Kinderspielzeug zu sehen. Es handelt sich nach S. Felgenhauer (1974, S. 43) um ein Aufsteck pferdchen, in dessen Bauch von unten her ein konischer Einstich vor dem Brennen angebracht worden war. Einen guten Vergleichsfund zu dem Pferdchen vom „Teufelsschloß“ bildet das nur wenig größere Figürchen von Mosbach bei Eisenach, das in die Zeit um 1200 datiert wird (Barthel/Suhle 1965, S. 303, Abb. 3). (Nach den abgebildeten Randprofilen ist dieser Zeitansatz möglicher weise etwas zu früh und in (frühes?) 13. Jh. zu korrigieren, was auch mit dem