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aber unzweifelhaft vorhandene Netz urgeschichtlicher Verkehrsverbindungen“ (Billig/Wißuwa 1987, S. 11) in seinen Grundzügen bestätigt. Es kann nunmehr als erwiesen gelten, „daß hochmittelalterliche Verbindungen auch bronzezeitliche Wege aufgenommen haben“ (ebenda). Die überraschende Übereinstimmung ist, einmal abgesehen von der relativ beständigen Verkehrsgunst der Landschaft, Ausdruck kulturgeographischer Voraussetzungen, die sich im frühmittelalterlichen Vogtland von den vorzeit lichen Verhältnissen so wesentlich nicht unterschieden haben können. An eine Kontinuität der überregionalen Wege wird man angesichts der mehr als tausend jährigen Unterbrechung der Besiedlung zwar nicht glauben wollen (Billig/ Wißuwa 1987, S. 11; Wißuwa 1987, S. 59). Auf eine gewisse Frequentierung der Fernwege auch in jenen Jahrhunderten der ,großen Lücke' weisen indessen immer wieder Einzelfunde hin — die augusteischen Gefäßreste von Pirk, die Römermünzen von Plauen, aber auch die frühe slawische Scherbe von Oelsnitz (I, S. 207f., Abb. 40), deren „Zusammenhang mit einer alten Wegeführung in das böhmische Egerland“ kürzlich schon erwogen worden ist (Vogt 1987, Anm. 120). 202 Die flächige Verbreitung der neolithischen Felsgeräte legte zunächst nahe, „daß sie in keinem Verhältnis zu den mittelalterlichen Verkehrslinien stehen“. „Die Steingeräte streuten unabhängig von bestimmten Verkehrsrichtungen.“ (Billig/Wißuwa 1987, S. 11; Wißuwa 1987, S. 53f.) Der .Kunstgriff, Gemar kungen mit mehreren Belegen hervorzuheben, belehrt uns eines anderen: Trotz aller quellenkritischer Vorbehalte fallen die meisten Häufungen in den Verlauf der hypothetischen Wegebahnen, sprechen also für deren Existenz seit dem Neo lithikum, was allgemein auch für das Vogtland schon lange vermutet worden ist (z. B. Coblenz 1950, S. 37). Die verschiedenen funktionalen Deutungen der Steingeräte werden davon nicht berührt. Vielmehr war jegliche Betätigung im bewaldeten Gebirgsraum an seine Erreichbarkeit geknüpft. 203 „Perioden wirt schaftlicher Stagnation mögen die Entwicklungen unterbrochen haben, doch die Kenntnis der Landschaft, von Lagerstätten und Handelswegen wird geblieben sein.“ (Bahn 1987, S. 20) Verkehrsverbindungen erweisen sich damit über die wechselhaften Zeiten hin als recht beständig. Zumindest für die Jahrhunderte klimabedingt kurzfristig wechselnder Besiedlung zwischen später Mittelbronze zeit und älterer Eisenzeit dürften sie als ein Element kultureller Tradition auch für das Vogtland große Bedeutung besessen haben. 202 Sollte L. Feyerabends Überlieferung von „Gefäss-Scherben aus dem 10. und 11. Jahr hundert nach Christi Geburt“ auf Tatsachen beruhen und „die spätere Anwesenheit der Wenden“ auf dem Eisenbergwail belegen (I, S. 208f., Anm. 223a), wäre dessen Be deutung im überregionalen Verkehr ein weiteres Mal erwiesen. 203 Daß eine „Durchwanderung zwar unbequem, aber durchaus nicht unmöglich“ gewesen ist (Franz/Rudolph 1937, S. 24f.), mag füt die relativ offenen, lichten Gebirgswälder bis zum Neolithikum gegolten, später aber kaum noch zugetroffen haben.