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Ideengut letztlich bis nach Unterfranken und Südhessen gelangt sein, ohne daß Thüringen als Vermittler in Erscheinung getreten wäre (zuletzt Torbrügge 1988, S. 293 ff.). Auch die Billendorf er Gefäße (und dahinter zu vermutende Grab sitten) von Zwickau und Voigtsgrün (I, S. 183f., Abb. 28) fänden zwanglos eine Erklärung. Allerdings hätte eine solche Verbindung mehrere Flußtäler kreuzen müssen (vgl. Mülle 1942, S. 14f.). Mit den skizzierten Wegebahnen im wesentlichen meridionaler bis diagonaler Ausrichtung ist das Verkehrsnetz des Vogtlandes zweifellos noch nicht komplett. Die am Nordrand der Karte (Abb. 11) gerade noch angeschnittene west-östliche Verbindung aus der Orlasenke über den Landrücken nördlich der Auma in das Elstertal bei Gera liegt außerhalb der Betrachtung. Nur undeutlich gibt sich eine — eher zweitrangige — Verkehrsbahn vom Weißelstertal bei Plauen zum Orlagau zu erkennen, in welche die — inzwischen als suspekt erkannte — Höhen siedlung der jüngeren Bronzezeit auf dem Kulm bei Zwoschwitz (I, S. 167) ein gebunden worden ist (Haase 1941, S. 70; Coblenz 1950, S. 46). In Verbindung bringen ließen sich damit ferner einige auffällige, freilich z. T. ungesicherte Funde (mehrere Steingeräte, kupferne Axthacke, Depot dreier Römermünzen 196 ) aus dem Stadtgebiet von Plauen (I, S. 127, 128f., 136f., 138, 206f.), dann die isoliert mitten auf der Hochfläche in 510 m ü. NN gelegenen Grabhügel von Droch- aus (I, S. 173, Anm. 143) sowie der ältereisenzeitliche Gefäßfund (aus einem Grabhügel?) zwischen Wallengrün und Thierbach (I, S. 198, Abb. 38), der von der Lokalforschung allerdings auf eine nord-südliche Verbindung bezogen worden ist (Haase 1943). Ein Verkehrszug, der letztlich Nordwestböhmen und Südostthüringen verknüpft, wäre demnach über die Wasserscheide zwischen oberer Weida und Wisenta verlaufen, im Bereich der Schleizer Siedlungsinsel auf die Ostthüringer Süd-Nord-Achse gestoßen und hätte mit dieser die Orlasenke an ihrem verflachten Ostende erreicht (Abb. 11,74-/7,5—2). Der größtenteils bewaldete Höhenrücken steigt bis 560 m ü. NN an und ist nur bei Mehltheuer (östlich Drochhaus) durch zwei tiefere Bachtäler (Triebnitz, Quellbäche des Rosenbaches) stärker eingeengt und eingesattelt. Wie die vorgenannten reicht auch diese Verbindung „sicher in ur- und frühgeschichtliche Zeiten zurück“ (Richter 1963, S. 19). Die weite, lockere Streuung archäologischer Relikte im Schiefergebirge (Abb. 11) warnt aber vor einer genaueren Festlegung. Der nur unter gelegentlichen Seitenblicken auf spätere Verhältnisse gewon nenen Übersicht über mögliche Fernverkehrsbahnen der Vorzeit, insbesondere während der jüngeren Bronze- und älteren Eisenzeit, seien nun Ergebnisse einer Neubearbeitung des mittelalterlichen Altstraßennetzes im Vogtland (Billig/ Wißuwa 1987; Wißuwa 1987) gegenübergestellt. Die Übereinstimmungen sind wider Erwarten frappant, die Unterschiede meist plausibel (vgl. auf einen Blick Abb. 11 mit der Karte bei Billig/Wißuwa 1987). 196 Nach W. Bachmann (1954, S. 9) „eine sehr wichtige Bestätigung für das hohe Alter der in Plauen durchlaufenden Straßen“.