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gehend von einer unerwarteten Konzentration vorwiegend urnenfelderzeitlicher Funde nördlich von Schleiz (Abb. 11,5), läßt sie sich nordwärts zum oberen Ende der dicht besiedelten Orlasenke 184 und in das Holzland 185 , nach Süden über das lediglich durch Wisenta 186 187 und Wettera stärker gegliederte Rumpfgebirge in Höhen um 500, maximal 600 m ü. NN zur oberen Saale bei Hirschberg verfolgen. Der weitere Verlauf an der kleinen Siedlungsinsel um Hof vorbei südwestwärts in das Maintal bedarf einer eigenen Studie. Archäologische Indizien liefern im Schiefergebirge zwei bronzezeitliche Bronzen (Sichel, Lanzenspitze) von ver schiedenen Plätzen bei Plothen, ein späthallstättisches Eisenbeil von Frössen und ein möglicherweise latenezeitliches Drehscheibengefäß von Göttengrün (Abb. 11, 3,10,9}. Auffälligerweise ordnen sich auch örtliche Häufungen von Steingeräten (ebenda, Anm. 31) in diese Verkehrslinie ein (Abb. 11,3—7), für die sich inner halb eines schmalen Korridors streckenweise mehrere optimale Varianten heraus arbeiten lassen. Die Fundstellenballung in der Flur Oettersdorf bei Schleiz, in fast 500 m Meeresspiegelhöhe gelegen, findet ihre Erklärung gewiß in der Aus beutung dortiger Kupfererze (ebenda, S. 233, Abb. 1). Eine Voraussetzung für ihre Entdeckung bildete die daran vorbeiführende Verkehrsader. In deren prospektorischen Aktionsbereich stelle ich ebenfalls die im Saaletal günstig auf geschlossenen Erzgänge bei Saalburg (6 km entfernt), mit deren Nutzung, wie erwähnt, zwei älterbronzezeitliche sowie ältere (Steingerätehäufung) und jüngere Funde von dort in Verbindung stehen mögen (Abb. 11,8). Rund 30 km östlich der beschriebenen Wegebahn verliefen rechts der Weißen Elster anscheinend zwei weitere süd-nördliche Verbindungen überregionaler Dimension. Täuscht nicht das Gesamtkonzept, waren beide Verkehrsströme bei Plauen am Ostufer der Elster gebündelt und kreuzten das ansonsten unwegsame untere Triebtal kurz vor seiner Mündung durch eine Furt bei dem ehemaligen Dorf Pöhl (Otto 1925, S. 17; Pietsch 1934, S. 326), also unmittelbar oberhalb der Höhensiedlung auf dem Eisenberg (Abb. 11,27).187 Deren hervorragende Rolle im bronzezeitlichen Fernverkehr ist immer wieder herausgestellt worden (u. a. Radig 1932, S. 62; Pietsch 1934, S. 326; zuletzt Kaufmann 1988a, S. 151; Billig 1990, S. 28f.). Wenn man so will, kam ihr „im Rahmen des kulturellen Aus tausches auch die Funktion einer Passburg mit zu“ (Coblenz 1972, S. 51; ähnlich 1961, S. 371; 1963, S. 180; zuletzt 1986, S. 99). Obwohl mitten in der vogt ländischen Siedlungsinsel gelegen, impliziert der Begriff „Paßburg“ ihre stra tegische Position vor dem 40 km entfernten Paß von As, der über das Elster- 184 Hier hebt sich vor allem das — allerdings auch besser erforschte — Gräberfeld Dreitzsch (Abb. 11,2) durch mancherlei Besonderheiten hervor. 185 Das vom Buntsandstein bestimmte Gebiet wird durch die Roda und ihre Zuflüsse stark gegliedert, ist demnach wenig verkehrsfreundlich. Zum Wegeverlauf nördlich davon nach Naumburg und in Richtung Halle vgl. Simon 1990b, S. 306f., Abb. 12; 1991b, mit Abb. 15. 186 Zur Wisentafurt im Stadtgebiet von Schleiz vgl. Schmidt 1908, S. 55; 1916, S. 279f. 187 K. H. Marschalleck (1964, S. 415) verweist auf die Bevorzugung dieses Bereiches für Tal- und Flußquerungen sowie seine strategische Bedeutung. 133