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Bevölkerungsbewegungen) geäußert hat. Wenn für Bestehen und Führung von Fernwegen „die ökonomischen Tatbestände immer den Vorrang haben“ (Bahn 1972, S. 214), wird die Fluktuation des überregionalen Verkehrs also zu einem wichtigen Gradmesser der gesamtgesellschaftlichen Entwicklung (Simon 1991 a, mit Abb. 1). Bezeichnenderweise gehören einige der weganzeigenden Funde zwar in Abschnitte der geschilderten Art, jedoch in solche, die sonst im Vogtland nicht oder nur schwach ,zeichnen': in die späte Früh- und den Übergang zur Mittelbronzezeit (Saalburg), die Wende zur Urnenfelderzeit (Leubnitz, Oelsnitz), die augusteische Ära (Pirk), anscheinend die spätrömische Periode (Plauen, Kräsnä?) sowie das frühe Mittelalter (Oelsnitz). Beide Erscheinungen lassen sich demnach nur mittelbar miteinander verknüpfen. Ähnliches gilt übrigens für das wiederholte Zusammenfallen archäologischer Indikationen für Fernverkehr und für Erzbergbau. Das eine schließt das andere keineswegs aus, im Gegenteil: Letzterer konnte sich außerhalb der Siedelgebiete nur im Bereich der Wegebahnen entwickeln; alle anderen Erzvorkommen waren noch unbekannt (Witter 1936, S. 452; Fröhlich 1983, Anm. 1453; Bahn 1990, S. 31 f.). Die Nutzung der Kupfererze am Südrand des Thüringer Waldes ging offenbar von der wichtigen Verbindung über den Paß von Oberhof aus (Bahn 1986, S. 50f., Abb. 1; 1990, S. 28; Simon 1990b, S. 313, Abb. 12). Das Berg gießhübeler Revier mit seinen Kupfer- und Zinnerzen wurde von dem Steig über den Kulm-Nollendorfer Paß im Osterzgebirge aus erschlossen (Simon 1990a, S. 435f.; 1990b, S. 313f., Abb. 12; 1991 c, mit Abb. 5). Das dichte Netz lokaler Wege zwischen den benachbarten Gemeinwesen ent zieht sich gewöhnlich jedwedem archäologischen Zugriff. 182 Innerhalb der vor auszusetzenden Wegehierarchie (Bahn 1990, S. 30) interessieren allein die weit läufigen Verbindungen zwischen den Siedlungsinseln im und am Rande der Gebirge, darüber hinaus zwischen den Kernräumen damaliger Besiedlung im Altsiedelland beiderseits der Gebirgsschwelle. Da der Fernverkehr die weit gehend autarke bäuerliche und gewerbliche Sphäre kaum direkt betraf, lag prinzipiell keine Veranlassung vor, ihn durch die am dichtesten besiedelten Gebiete zu führen. Die Anforderungen des Bodenbaus (Bindung an klima- und bodengünstige Flächen im Bereich der Flußtäler) oder des Bergbaus (Bindung an die Erzvorkommen) und das zu allen Zeiten vorauszusetzende Bedürfnis eines schnellen, sicheren Verkehrs über große Strecken (zielstrebig kürzeste Ver bindung über wenig gegliederte Höhenrücken, rechtwinklige Querung unaus weichlicher Täler und Flüsse durch Furten) haben sich oft genug ausgeschlossen. Hinweise auf Richtung und Verlauf überregionaler Wege geben deshalb auch im Vogtland vielfach am Rande und außerhalb der geschlossenen Siedelzone zutage gekommene Funde. Es handelt sich vornehmlich um einzelne Geräte und 182 Einen Beleg bildet vielleicht die Reihung der Grabhügel entlang des heutigen Gansmühlen weges auf der Chrieschwitzer Krähenleite (Abb. 3,2), der aus dem Elstertal bei Plauen auf die Goldene Höhe führt. Andere Hügelreihungen lassen sich eher auf Erzgänge beziehen.