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erfaßt sind. 152 Bevor man zu dem mühseligen Ausseifen überging, mögen über lange Zeiträume hinweg während trockener Sommer in den Bachbetten und auf den Schotterfluren zunächst größere Zinngraupen aufgesammelt worden sein (Waniczek 1986, S. 127), jedoch scheidet das für das Vogtland angesichts der Feinkörnigkeit hiesiger Erze von vornherein aus. Urgeschichtliche Zinnwäschen können also bestenfalls ausnahmsweise einmal nachgewiesen werden. Auch für das Vogtland müssen wir uns bisher mit mehr deutigen Hinweisen und indirekten Argumenten begnügen (Bouzek/Koutecky/ Simon 1989, S. 209). In Betracht kommen nur das Elstertal und seine südlichen Zuflüsse unterhalb der Zinnerzgänge des Oelsnitzer Reviers (Waniczek 1986, S. 128). Diese sind im Kontakthof eines Granitstocks an zwei kürzere Parallel störungen zwischen den hercyn streichenden Verwerfungen der Dockelsberg- und Schönbrunner Spalte im „Vorderen Gebirge“ der Alten zwischen Oelsnitz, Lauterbach und Schönbrunn gebunden. Die stark zerrütteten Einzeltrümer führten vor allem kleinkörnigen Kassiterit (Dm <0,5—1, selten bis < 2 mm) und als Gangait weißen Quarz, daneben Fluorit und Kalzit (Jaeger 1924, S. 20f.; Puffe 1938, S. 384 f.; Oelsner 1952, S. 77). „An Zinnanbrüchen mochte es nicht gefehlt haben, denn öfter lesen wir in den Berichten, dass Gänge entblösst wurden, z. B. beim Fuchspöhl 1538 in 14 Tagen 6 Gänge.“ (Schurig 1875, S. 54) Die in der Nähe bei der Fuchsmühle überlieferte Zinnseife „Hoff auf Glück“ (Schurig 1875, S. 56; Puffe 1938, S. 381; Quellmalz 1959, S. lOf.) war wohl auf eine Hangseifenbildung gerichtet. Von „ausgedehnten reichen Zinnseifen“ (Otto/ Witter 1952, S. 27) kann indessen keine Rede sein. 153 Immerhin wird ein weiterer „Fund von Zinnseifen in der Nähe des Dorfes Planschwitz“, wohl im Elstertal etwa in Höhe der Siedlungen von Dobeneck und Taltitz, überliefert. 154 „Somit ist die Unterstellung urgeschichtlicher Ausbeutung von Seifenzinn lagerstätten im Elstergebiet unterhalb von Oelsnitz nicht unberechtigt.“ (Wani czek 1986, S. 128) Die Gesetzmäßigkeiten der Verteilung sprechen nicht da gegen. 155 Einen wichtigen, wenngleich unverbindlichen Fingerzeig darauf haben Sondierungen A. Haases anläßlich seiner Siedlungsgrabungen auf dem „Nassen Acker“ bei Dobeneck geliefert: „In der Elsteraue konnten bei vielen Schür- 152 Die Wälder des Erzgebirges stecken voll von Seifenresten unbekannten (zweifellos ganz überwiegend jungen) Alters. Ihre systematische Erforschung könnte den auffälligen Widerspruch „zwischen historisch-archäologischem Anspruch und montanarchäologi schem Befund“ lösen helfen (vgl. Roden 1985, S. 73f.; 1989, S. 124f., 126). 153 „Archivbelege gibt es nicht und Geländehinweise ebensowenig.“ (Brief von R. Ott v. 24. 1. 1990) E. Puffe (1938, S. 415) führt das darauf zurück, daß die Zinnsteingänge im Vogtland im Gegensatz zu denen des Erzgebirges nicht bis in den Granit hinein, sondern nur bis in dessen erzführenden Kontakthof freigelegt sind. Gleiches gilt aber beispielsweise auch für Cornwall und Devon (Taylor 1983, S. 297). 154 Witter 1938, S. 103, Anm. 2. Versuche einer Lokalisierung durch R. Ott verliefen bisher ergebnislos. 155 Transportweite 10—16 km, höchste Gehalte 1—2 km unterhalb der Primärlagerstätte, erhebliche Gehalte wieder 8—11 km entfernt bei flachem Gefälle, Konzentrationen bei Gefälleminderungen und Richtungsänderungen, sog. „Krümmen“ (Son/Villapando 1971, S. 23ff., Abb. 11, vgl. auch S. 73ff.; Köhler 1889, S. 10; Schurtz 1890, S. 95).