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Erwähnt sei schließlich der Nachweis örtlicher Eisengewinnung seit der Spät hallstattzeit. Rennfeuerschlacken stammen aus zwei Gruben der Kürbitzer Sied lung und belegen „Eisenschmelzen“ (I, S. 186f., Abb. 30). Zahlreiche Eisen schlacken ohne merkliche Kupfergehalte sind — wenigstens z. T. in ältereisen- zeitlichem Zusammenhang — neuerdings bei Liebau gefunden worden (s. S. 114, Anm. 146a). Bei den „Stücken von Rötel“ aus der ebenso alten Siedlung von Zwoschwitz könnte es sich um aufgesammeltes Eisenerz gehandelt haben (I, S. 184ff., Abb. 29). Der verbreitete und auf denselben Gängen wie die Kupfer erze brechende Eisenstein bot beste Voraussetzungen für die Erzeugung des neuen Metalls. Allerdings war die Eisenmetallurgie zu jener Zeit in der weiteren Umgebung gleichermaßen entwickelt (Peschel 1981, S. 543f.; Simon 1985b, S. 178ff.; Salac 1990, S. 218, 222, 226, 228). Gerade der allgemeine Zugang zu nutzbaren Eisenerzen auch in den Altsiedelgebieten dürfte die Bedeutung des Vogtlandes als Metallieferant erheblich gemindert und letztlich zu seiner Aufgabe in der Frühlatenezeit beigetragen haben. Nach den zusammengestellten Indizien kann es kaum verwundern, daß auch Grabausstattungen gelegentlich Hinweise auf metallurgische Tätigkeiten liefern. Bezeichnenderweise betreffen sie die beiden durch aufwendigen Grabbau und reiche Beigaben ausgezeichneten Tumuli von Plauen-Chrieschwitz und — weniger deutlich — Liebau. Die in Betracht gezogenen Gerätschaften sind aller dings bisher nicht in diesen Zusammenhang gestellt worden. Im Hügel 1 von Chrieschwitz sind gleich mehrere Belege in zwei frühurnen felderzeitlichen Nachbestattungen sowie in einer separaten Niederlage an ver schiedenen Stellen gefunden worden. Die Wiederholung kennzeichnet die Bestat tungsgemeinschaft als Ganzes. Bei der „Bronzenadel mit meißelförmig ge hämmertem Kopf“ aus Fund 3 (Coblenz 1954, S. 347, Abb. 4,3) handelt es sich um eine Bronzepunze mit vierkantigem Querschnitt, meißelförmigem Arbeits und zugespitztem Schäftungsende, wie sie nach ihrem Vorkommen in be stimmten Hortfunden und Gräbern wahrscheinlich (auch) bei der feineren Bronzebearbeitung Verwendung gefunden haben (Kytlicovä 1961, S. 242f., 244; Coblenz 1982, S. 331; 1989, S. 16 f.). Als Grabbeigabe bietet sie „Berufshinweise“ (W. Coblenz). Ähnliches gilt möglicherweise für eine entsprechende, aber doppel spitzige „Tatauiernadel" des Liebauer Frühlateneinventars (Coblenz 1956, S. 309, Abb. 24). Im Gegensatz zu vergleichbarem Toilettegerät sind derartige Werk zeuge in Grabausstattungen ungewöhnlich; sie mögen auch anderen Zwecken gedient haben (vgl. Coblenz 1956, S. 340f.). Der aus Fund 4/5/18, der jüngsten Nachbestattung des Chrieschwitzer Hügels, einem Männergrab, überlieferte „kleine eiförmig abgerundete, aber zerbrochene Milchquarz“, ein „geschliffener Milchquarzit“ (I, S. 152), ist unter den Samm lungsbeständen leider bisher nicht wieder aufgefunden worden. Kaum ein „Zierstein“, wie der Ausgräber meinte, eher ein den sog. Quader- und Kissen steinen entsprechendes Werkzeug, dürfte er vielmehr als Amboß beim Hämmern und Treiben von Blechen in kaltem Zustand gedient haben (Maier 1983; urnen-