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es sich also nicht, wie bisher angenommen (zuletzt Coblenz 1986, S. 105; Lappe 1986, S. 71), um eine „Bronzeschmelze“ (für den Bronzeguß), sondern wahr scheinlich um einen Verhüttungsofen gehandelt. Von dem selben Fundplatz, aber anderer Stelle (Fund 202) stammt übrigens weitere „Eisenschlacke mit etwas Kupfer“, 130 deren braune, teils grüne Färbung wie im vorgenannten Falle auf die Verhüttung eisenhaltiger Kupfererze am Ort hinweist. Allerdings kommt die Probe nicht aus einer „Schmelzstätte“ 131 , sondern aus einer ovalen Grube, möglicherweise einer „Feuerstelle“. 132 Diese hat u. a. einen Zapfenkumpf der älteren Urnenfelderstufe ergeben (Coblenz 1954, S. 382, Abb. 27,9). Kritischer Sichtung bedürfen auch die sog. „Bronzeschmelzstätten“ (Coblenz 1986, S. 104) aus der mittelurnenfelderzeitlichen Siedlung von Dobeneck, „Nasser Acker“. Bei der von W. Witter analysierten und unter der Rubrik „Guß kuchen und Rohmetalle“ publizierten Metallprobe (Otto/Witter 1952, S. 77, Tab. 26, Nr. 1280) handelte es sich nachweislich um das winzige Bruchstück von einem „dünnen, mit schöner Patina überzogenen Bronzering“ 133 aus Fund 1, einer der fast zylindrischen, nach unten schwach erweiterten Vorratsgruben mit ebenem Boden. 134 Es ging also keineswegs um „Schmelzrückstände“, und seine Zusammensetzung, die laut Analysenprotokoll auf eine Herkunft „aus Erzen des Saalfelder Reviers“ deutet, „was aus dem hohen Silber-Arsen- und Antimon gehalt zu erschließen ist“, 135 beschwört bei einem Fertigprodukt keinerlei Inter pretationsprobleme 136 mehr herauf. Zudem stellten H. Otto und W. Witter (1952, S. 78) dieselbe Probe später „zu den silberhaltigen, aber nickelfreien Fahl erzmetallen“, die „nach den lagerstättenkundlichen Gegebenheiten ... aus dem Vorlande des Erzgebirges“ stammen sollen. 137 Für unser Problem gibt dieser Fund jedenfalls nichts her, ganz abgesehen von der grundsätzlichen Problematik, inwieweit Schlüsse von Metallanalysen auf die Erzherkunft glaubwürdig sind. 138 130 „Eisenschlacke“. „Nur das Stück vorhanden“: glasige, blasige Schlacke mit Holzkohle einschlüssen (LfV Dresden). Bestimmung Wohlmann im Jan. 1940 (Manuskr. Haase — s. Anm. 125). 131 Fund 203 (wohl Verwechslung) „hält Herr Schröder für eine Schmelzstätte“ (Brief von A. Haase an Dr. G. Bierbaum v. 13. 3.1939 — OAD). Fund 203 ergab 1t. Fundbezettelung nur „Erde mit dem kleinen Eisenstückchen ... Schlacken fehlen“ (LfV Dresden). 132 Dm 2,0—2,3 m, T 1,5—1,6 m. Am Boden Reibeplatte, Kulturerde mit Scherben, in einer Schwemmschicht darüber dunklere Stellen mit Holzkohle, dem Schlackerest und einem Stück Feuerstein (Manuskr. Haase — s. Anm. 125). 133 Pietsch 1936; ähnlich in einem Brief von E. Pietsch an die Kreishauptmannschaft Zwickau v. 1. 4. 1936 (OAD); Coblenz 1954, S. 356, Abb. 5,7. 134 Dm 0,9 m, T 1,5 m. Füllung aus vier „Brandschichten“, in der „dritten Erdschicht“ von unten außer Holzkohle und Scherben u. a. der Bronzering (Brief von A. Haase an Dr. G. Bierbaum v. 14. 12.1939 - OAD). 135 Brief von W. Witter an A. Haase v. 8. 4. 1939 (OAD). 136 Daß das Material „nicht vogtländisch ist, vielmehr aus dem Saalfelder Revier stammt“, zweifelte schon A. Haase an (vgl. Brief von Dr. G. Bierbaum an Haase v. 12. 4. 1939 - OAD). 137 Der zunächst mit 0,2% angegebene Kobaltgehalt wird bei Otto/Witter 1952 (Tab. 26, Nr. 1280) auf 0% reduziert. 138 Vgl. Härke 1978, S. 197ff.; Sangmeister/Härke 1978, S.475ff.; Schulz 1983; für die Nachbarschaft zuletzt Coblenz 1985, S. 87 ff.; Feustel 1987, S. 190f.