Volltext Seite (XML)
gedeckt (Abb. 2,25).119 A. Haase untersuchte 1938 einen weiteren Brandbezirk zwischen den Grabhügeln in der Liebschwitz an der Gemarkungsgrenze Mösch witz/Voigtsgrün (Abb. 3,9). „Innerhalb der Steinlage war überall Holzkohle zu finden und zwar in einer Tiefe von 10 bis 25 cm. Es waren oft nur einzelne Stückchen, dann aber wieder größere Lager vorhanden. Eine Brandstelle Durch messer etwa 1.10 m, Stärke 11/2 bis 1/2 cm. Scherben usw. wurden nicht ge funden.“ 119 120 Wie bei den eingangs beschriebenen Plätzen mit Silexartefakten könnte es sich um Spuren arbeitsbedingter Aufenthalte in der Nähe der Abbauorte handeln. 121 Nimmt man alle diese Beobachtungen zusammen, läßt sich der Gesamtbefund kaum anders deuten, als daß die Hügel die Grabmale jener Familien darstellen, die in unmittelbarer Nachbarschaft Kupfererz, zuletzt wohl auch Eisenerz ab gebaut und verhüttet haben. Leider sind die wenigsten Anlagen datiert, und möglicherweise zugehörige Siedelplätze lassen sich nur ausnahmsweise be nennen (Abb. 2,7,24, 6,2,4,6). Belegt sind späte Hügelgräber- bis frühe Urnen felderzeit (Nr. 13), mittlere Urnenfelderzeit (Nr. 2, 9) sowie späte Hallstatt- bis frühe Latenezeit (Nr. 7, 9, 13, 19, Neufund von Geilsdorf). Das sind die auch durch Wohnstätten vertretenen Hauptbesiedlungsabschnitte. Wenn rund vier Fünftel aller Bestattungsplätze eine Affinität zu den Erzlagern aufweisen, muß ein Großteil der ansässigen Bevölkerung auch und im besonderen diesem Ge werbe nachgegangen sein. An sich ist der topographische Bezug von Gräbern auf Erzgänge heutigem Verständnis schwer zugänglich. Er muß wohl in der einst betonten Sonder stellung des Bergmanns, Gießers und Schmiedes sowie in seiner inneren Bindung an den Berg gesucht werden, die sich über den Tod hinaus im Jenseits fort setzte. Im archaischen Denken ist gerade die Metallurgie gleichnishaft — als Vollendung durch Vernichtung und Verwandlung — weltweit mit der zentralen Idee der Wiedergeburt eng verbunden. ,Metall 1 — ein Begriff semitischer Her kunft — verkörperte den Stoff, der im Rahmen des Zerstückelungs- und Wieder auferstehungsmythos „mit dem Gedanken an Tod und Auferstehung produziert und veredelt worden ist“ (Lüling 1985, bes. S. 26, 28ff., 36). Kupfer und Bronze galten in der Frühzeit demgemäß als heilige Substanzen von magischer Qualität, und das Metallschmelzen wurde zum rituellen Akt (Bouzek 1988, S. 463; Kuna 1989, S. 35f., 38). So erscheint es folgerichtig, „daß die alten Schmiede sich als Riten vollziehende Priester verstanden haben und als solche betrachtet worden sind“ (Lüling 1985, S. 36 f., Anm. 49). Mit petMov bezeichneten die Griechen auch und ursprünglich allein die ,Grube 4 , das ,Bergwerk 1 (ebenda, S. 29). Offen- 119 Sondierungsplan von B. Stöckel v. Herbst 1933 (OAP). 120 Brief von A. Haase an Dr. G. Bierbaum v. 15. 11.1938 (OAD). Mbl. 5439, W 9,5/S 10,2 cm. Die nächsten Hügel ca. 50 m nw. bzw. 100 m sö. davon. 121 Eher Meiler- als Lagerplätze. Zusammenhänge mit dem hier gleichfalls betriebenen historischen Bergbau lassen sich allerdings ebensowenig ausschließen.