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legungen helfen, dem Modell einer Siedlungslandschaft gleichsam ein inneres Ge rüst zu geben. 19 Deshalb seien auch hierzu einige Bemerkungen angebracht. Die Elbtalweitung bildet einerseits eine relativ selbständige Sicdlungskammer, andererseits vermittelt sie durch ihre geographische Lage zwischen den Altsiedel räumen Nordböhmen, Mittelelbe-Saale-Gebiet und Oberlausitz. Notwendigerweise müssen sich bereits seit dem Neolithikum Kommunikations- oder Leitbahnen her auskristallisiert haben, deren Hauptrichtung durch die Lage der Siedlungsgebiete zueinander und damit durch Zielpunkte vorgeprägt und deren Verlauf durch opti male Ausnutzung der Geländegunst bestimmt wurden. Für den linkselbischen Raum zeichnet sich eine geographisch günstige ur- und frühgeschichtliche Verkehrsbahn ab, die aus Nordböhmen durch die Lößlandschaft im Dresdener Süden und Westen, weiter über die Wilsdruffer Hochfläche in Rich tung Mittel- und Nordwestsachsen führte. Eine Skizze dazu ist bereits vorgelegt worden (Jacob 1982, S. 34, Karte Abb. 4). Im Zusammenhang damit wurde darauf hingewiesen, daß von dieser Trasse möglicherweise eine Verbindung abzweigte, die im Raum Serkowitz über die Elbe wechselte, um rechtselbisch den Siedlungsraum um Riesa-Großenhain zu erreichen (Jacob 1982, S. 35, 39, 50). Solche Überlegun gen fortführend, könnte für diese elbeüberschreitende Bahn von der Geländegunst her folgender Verlauf angenommen werden: Aus dem Raum Briesnitz-Kemnitz zielte die Trasse durch den siedlungsgünsti gen Streifen der Niederterrasse bis in das Gebiet von Stetzsch. 20 Nördlich davon, zwischen Stetzsch und Serkowitz, engt sich die hochwassergefährdete Aue etwas ein; diese Stelle bot sich als relativ günstige Flußpassage an. Über dem linken Elbufer zeigt sich eine flache Erhebung, bekannt als Standort der Gohliser Windmühle. Am gegenüberliegenden Elbufer schiebt sich zwischen Strom und dem Altwasserarm des Seegrabens eine Geländezunge vor, die sich aus Talsanden der Niederterrasse auf baut - der Bischofsgarten. Die geländemorphologischen Vorzüge für eine Passage zwischen diesen beiden Punkten sind nicht zu übersehen. Anschließend fächert der Strom, umfangreiche Heger bildend, die sich nach Hochwässern oft verändert haben mögen, auseinander. 21 Tatsächlich existiert zwischen Gohliser Windmühle und Bi schofsgarten bereits seit dem Mittelalter eine Fährstelle. Rechtselbisch sind Reste alter Wegegeleise, die von der Fährstelle auf die Geländezunge führen, deutlich erkennbar. Der Bischofsgarten trug Weinpflanzungen, die ursprünglich dem Mei ßener Hochstift gehörten. Dazu gesellten sich, sicherlich im Zusammenhang mit der Fährstelle, seit dem 16. Jh. einige Gehöfte, die zur Gemarkung Kaditz gehören. 19 Zur Problematik der alten Verkehrswege s. auch Jacob 1982, Abschnitt 2.3. Natürliche Ver kehrsgunst, S. 32-36 sowie S. 37, bes. Anm. 23. 20 Fundkonzentration in der Gemarkung Stetzsch: schnurkeramische Belege (Dresden, Fst. 197), Fundstellen der Lausitzer Kultur, besonders das umfangreiche Lausitzer Gräberfeld (Dresden, Fst. 193; Karte Abb. 6, Nr. 10), Kriegergrab von Stetzsch mit Fundinventar vom Prager Typ (Dresden, Fst. 194). S. Ortsakte Dresden-Stetzsch. 21 Die ehemaligen Elbinseln sind auf älteren topographischen Karten erkennbar. Für die Situation am Ende des 16. Jh. siehe Oeder-Vermessung, für Mitte des 19. Jh. die in Anm. 11 erwähnte Karte des Elbstromes.