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ihrem Aussagewert für eine Gesamtdatierung abzutasten, ergibt sich, daß der Hort an der Wende Bz D zu Ha Al in die Erde gekommen ist. Der allgemein weiter gespannte zeitliche Rahmen wird hier durch das Spiralenpaar (Abb. 5,3,4) einge engt. Dabei drängt der barocke Charakter der zuerst behandelten Ringpaare zu der Annahme, daß der Fund noch vor 1200 v. u. Z. niedergelegt wurde. Herstellungs zeitraum der Ringpaare und Zeitpunkt der Deponierung lagen offenbar dicht bei einander. Der Ringhort von Radebeul gehört damit in einen Zeithorizont allgemeiner Deponierfreudigkeit. Mit Königsbrück-Stenz, Pfaffendorf und Weißig finden sich Möglichkeiten der Parallelisierung in allernächster Nähe. Weiträumig deuten sich Beziehungen nach Böhmen, dem Odergebiet, der Niederlausitz und über das Saale- Unstrut-Gebiet hinaus sogar bis ins Mecklenburgische an. Dies entspricht weit gehend dem Verbreitungsbild lausitzischer Bronzen. Offen sind die Fragen, welchem Zweck die Ringe dienen sollten und aus welchen Ursachen heraus ihre Vergrabung erfolgte. Der Beantwortung stellt sich zunächst die mangelnde Beobachtung der Lagerungsverhältnisse entgegen. Die angegebene Fundtiefe entspricht in etwa der Tiefe der im Profil vorgelegten bronzezeitlichen Kulturschicht (Abb. 1 b). Damit kann nicht mehr mit Sicherheit behauptet werden, daß der Fund ursprünglich vergraben worden ist. Er kann, kon struieren wir um die nachgewiesene Feuerstelle ein Haus, innerhalb des Hauses auf bewahrt und, heute nicht mehr nachweisbar, mit diesem verschüttet worden sein. Dies wäre jedoch ein Befund, wie er u. E. noch nicht beobachtet worden ist. Leider sind klare Indizien dafür nicht vorhanden. Sicher ist jedoch, daß eine Garnitur, bestehend aus drei massiven Ringpaaren und einem Spiralenpaar, ungetragen aufbewahrt und durch einige ältere Einzelstücke komplettiert worden ist. Die Zusammenstellung kommt der von W. A. v. Brunn (1968, S. 210, 215, Abb. 14,7) herausgearbeiteten Garnitur „Drehna“ wohl am nächsten und weist sich auch damit als echt lausitzisch aus (v. Brunn 1968, Liste 62, Karte 19). Dort wie hier fehlen Halsringe; für unseren Zusammenhang muß dazu das Fehlen von Fußringen festgestellt werden, doch sind lausitzische Armringe in ausreichender Menge vorhanden. Die Eingliederung unserer schweren Ringe in Gar nituren setzt die Annahme voraus, daß diese tatsächlich getragen werden sollten. Für die vergleichbaren Ringe von Trebbichau ist das gelegentlich bezweifelt wor den (v. Brunn 1949/50, S. 248). Der zu geringe Durchmesser und das Gewicht galten als Argumente dafür, das Tragen der Ringe für unzumutbar zu halten. Man dachte in ihrem Zusammenhang an eine frühe Geldform - ein Gedanke, dem L. Pauli (1985, S. 200 ff.) wieder zu größerem Gewicht verhelfen möchte. Wir set zen uns in unserem Zusammenhang dafür ein, daß die Armringe zeitlebens zu tra gen waren. Sie konnten, bedingt durch den geringen Durchmesser, nur einmal in jungen Jahren angelegt werden. 7 Das läßt sich im Zusammenhang mit Initiations riten lebhaft vorstellen. Möglicherweise ist auch an eine Brautgabe zu denken; der 7 A. Pietzsch (1964, S. 288) konnte ähnliche Beobachtungen an seinen Wendelringen machen. 63