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einen Gefäßes selbst als Schenkender auftritt, ist es im anderen Falle „Herr Schultz, Collega am Gymnasium“. 10 Nachforschungen nach den Ursachen für die Schenkung, die immerhin erst etwa 20 Jahre nach der Auffindung erfolgte, erbrachten keine brauchbaren Erkenntnisse. Da jedoch alle hier angeführten Gefäße um 1741/42 in die Hände Gehlers kamen, mag die vorangegangene Beschäftigung mit dem Problemkreis bei ihm den Wunsch nach Erlangung derartiger Stücke ausgelöst haben. Dagegen ließ sich für die beiden mittelalterlichen Gefäße die Fundstelle mit Sicherheit bestimmen (vgL Abb. 4). Nach den Ausführungen R. Jechts (1928-1933, S. 460) besaß der Ratszolleinnehmer Schmieder 1725, also drei Jahre nach der Auf findung, das Eckgrundstück Jüdengasse 2, zugleich Rosengasse ll. 11 Dieses Grund stück, ein alter Bierhof (ebenda), besaß ein Hinterhaus, das auf die Ölschläger-, später Heilegasse hinausging, bei Jecht als Maltz- und Darrhaus bezeichnet. In diesem Gebäude, heute das Eckhaus Heilegasse 16/Rosengasse 12, kamen die Funde zutage. Offenbar handelt es sich bei deren Niederlegung um ein Bauopfer. Dafür sprechen die Unversehrtheit der Gefäße, ihre Deponie „in einem alten Gewölbe“ und, der Aussage des Textes auf dem Gefäß Görlitz 2 folgend, der Hinweis auf den Gefäßinhalt. Bemerkenswert sind dazu die Ausführungen L. Feyerabends. Der durch Virchows Autopsie zweifellos unanfechtbare Umstand, daß sich in einem der Gefäße verbrannte menschliche Knochen befanden, ist ungewöhnlich. Das Verbren nen der Toten widersprach zu dieser Zeit christlichem Bestattungsbrauch, während andererseits ein Bezug zur slawischen Bestattungssitte nicht gegeben ist, denn auch Abb. 4. Görlitz, Kr. Görlitz. Ausschnitt aus dem Plan der Altstadt mit Lage der Fundstelle der bei den mittelalterlichen Gefäße (Plan nach Jecht 1928-1933, S. 334, umgezeichnet). 10 Nach Jecht 1927-1933, S. 483, wirkten am Görlitzer Gymnasium Rektor, Konrektor, Subrektor erster und zweiter Kollege. Über Schultz findet sich bei R. Jecht kein Nachweis; die Geschichte des Gymnasiums sollte einer gesonderten Arbeit Vorbehalten bleiben. 11 Heute Rosengasse/Ecke Rathausstraße. 35