Zwei glasierte Gefäße aus der ersten Hälfte des 16. Jh. müssen besonders genannt werden. Es ist einmal ein Henkelnapf mit gewelltem Rand (Kat.-Nr. 80) und ein kleiner Henkeltopf (Kat.-Nr. 81). Den Henkeltopf ziert ein unter dem Rand gar nierter in Wellen gedrückter Tonstreifen. In die gefurchte Wandung sind diagonale Rippen gedrückt. Die Wandungen beider Gefäße sind sehr dünn. Die gleiche grüne bis braune Innenglasur und die gleiche Beschaffenheit des Scherbens mit einer leicht reduzierten Brennfarbe lassen auf die Herkunft aus der selben Werkstatt schließen. Aufgrund der Ähnlichkeit der Verzierungen mit dem Deckel eines Igelgefäßes aus Steinzeug (Kat.-Nr. 93) ist man geneigt, die oben erwähnten beiden Gefäße eben falls als Waldenburger Produktion der ersten Hälfte des 16. Jh. anzusehen. J. Hor- schik hat nachgewiesen, daß Waldenburger Steinzeugtöpfer nebenbei auch glasierte Hafnerware hergestellt haben. Durch Dresdner Funde wurde dies bestätigt (Hor- schik 1978 b; Mechelk 1982). Warum sollte nicht auch in unserem Falle „nichtzunft gerechte“ Ware vorliegen? Es muß noch einer weiteren Sonderform der glasierten Keramik gedacht werden, der Wärme- oder Glutschale. In Mittweida wurde in der Zimmerstraße ein solches Bruchstück (Kat.-Nr. 73) gefunden, das außen glasiert ist. Die Glasur entspricht der der zeitgenössischen Ofenkacheln. Nach ähnlichen Funden wird man die Mittwei daer Wärmeschale in das 16. Jh. einordnen können. 51 Eine Wärmeschale dürfte in dieser Zeit zu jedem Haushalt gehört haben. 3.3. Steinzeug Der zweite Weg, zu wasserdichten Gefäßen zu kommen, war der Sinterbrand, der zum Steinzeug führte. Am Mittweidaer Material ist der Weg von der Irdenware zum Steinzeug ebenso wie an Funden aus anderen Städten (vgl. u. a. Mechelk 1963, S. 157 ff.) an immer härter gebrannten Scherben ablesbar. Als sehr frühes Steinzeug ist eine Randscherbe eines Kruges (Kat.-Nr. 82) zu erwähnen. Der Scherben ist sehr stark gemagert. Höchstwahrscheinlich handelt es sich um Import. Es ist anzunehmen, daß an allen Orten, wo für gesinterte Keramik die entsprechenden Rohstoffe vorhan den waren, die Töpfer im 15. bis 16. Jh. dazu übergingen, neben Irdenware und Haf nerware auch Steinzeug bzw. steinzeugähnliche Keramik zu produzieren. Allerdings entwickelten sich nur einige Töpferzentren, wie z. B. Waldenburg, zu einer über den Durchschnitt liegenden Höhe. Größtenteils wurde schmucklose Gebrauchsware her gestellt, die sich z. Z. örtlich noch kaum unterscheiden läßt (Horschik 1978 a, S. 43 f. 58 f.). Im Fundkomplex aus der „Kaserne“ liegen Reste derartiger Gefäße vor. Der Scherben ist in der Regel noch nicht ganz dicht gebrannt. Es fehlt auch eine regelmä ßige Glasur; z. T. ist nur ein Aschenanflug vorhanden, der verglast ist. Nach der Farbe zu urteilen, wurde dieses Steinzeug reduzierend gebrannt. Daneben gibt es 51 Küas 1966 b; Mechelk 1970, S. 134 ff.; Endres 1980, S. 444 ff., Taf. 3,6; 1982, S. 32, 48; 1983, S. 148, Taf. 1,19.