Bereits in der zweiten Hälfte des 15. Jh. wird eine kleine Schüssel (Kat.-Nr. 54) mit wellig gestaltetem Rand entstanden sein. Zur gleichen Gruppe gehören auch die gelbtonigen Deckel, die flach kegel- oder glockenförmig sind (Kat.-Nr. 57). Ihr Knauf bildet einen meist oben abgefasten Zylinder, der in der Regel etwas ver drückt ist. Zu dieser gelbtonigen Keramik gesellt sich auch die aus dem gleichen Ma terial gefertigten innenglasierten Töpfe (s. u.). In das 15. Jh. sind noch folgende Funde einzuordnen: Ein ziemlich großer Dek- kel (Kat.-Nr. 52) macht den Eindruck, als ob es Zieglerware wäre. Der Henkel eines großen sekundär verformten Henkeltopfes (Kat.-Nr. 50) ist beidseitig durch Finger eindrücke verziert. Der Brand ist sehr hart und teilweise gesintert. Aus dem glei chen Schichtenkomplex stammen auch noch einige Randstücke von Schalen mit Fin gereindrücken als Randverzierung (Kat.-Nr. 55). Obwohl im 16. Jh. die glasierte Töpferware alltäglich geworden war, findet sich auch weiterhin unglasiertes Geschirr. 48 Es kann sich dabei einmal um Halbfabrikate handeln; sicherlich ist aber der größte Teil bewußt ohne Glasur hergestellt worden. Einmal sind in der Regel die Deckel nicht glasiert, auch die bereits im 15. Jh. vor kommenden kleinen Näpfe tragen keine Glasur (Kat.-Nr. 59 u. 60). Die Entwick lung der Brenntechnik verlief teilweise in Richtung Steinzeug (s. u.); damit wurde der Scherben dichter und härter. Nicht in jedem Falle wurde ein Sinterbrand er reicht, da im Töpferofen bestimmte Temperaturgefälle herrschen, so daß nicht alle Gefäße gleichstark erhitzt werden. Diese Erscheinung erschwert die Materialbeur teilung der Funde (Kat.-Nr. 58 u. 63). Unbedingt zu erwähnen ist, daß in Mittweida bei eindeutig datierten Fundkomplexen des 16. Jh. noch reduzierend gebrannte Ware vorkommt, die auf den ersten Blick mittelalterlich erscheint. Sie unterschei det sich aber in erster Linie durch den dichter gebrannten Scherben, durch abge schnittene Böden und durch andere Randformen. Oftmals finden sich Stellen mit Ascheglasuranflug. An dieser Stelle zu nennen ist auch ein nicht alltäglicher Lampen typ (Kat.-Nr. 64). Es handelt sich um eine Öllampe mit hohem Fuß. Der Fuß ist aufgebaut und auf der Scheibe überdreht. Die Lampenschale wurde nachträglich auf montiert. Der Fuß wurde im lederharten Zustand flächig beschnitten. Auf dem Rand der Lampenschale ist eine senkrecht stehende Tülle aufgesetzt, die an der Außenseite mit einem senkrechten Einschnitt versehen ist. Bei Vergleichsstücken aus Dresden wird diese Tülle als Behälter für Ersatzdochte gedeutet (Mechelk 1970, S. 130 ff.). An anderer Stelle bezeichnet man diesen Lampentyp als Kerzenleuchter mit Ölschale (Endres 1982, S. 22, 37). 48 Die Erscheinung, daß noch in der ersten Hälfte des 16. Jh. der Anteil unglasierter Keramik im Fundmaterial sehr hoch ist, ist nicht auf unser Gebiet beschränkt, sondern scheint für Mitteleuropa allgemein zu sein (u. a. Pajer 1983; Lobbedey 1977; Endres 1979).