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ler wurden auf Eisenverhüttungsplätzen in der VR Polen festgestellt (Bielenin 1959) Die Befunde sind ähnlich wie bei den Gruben in Wermsdorf. In diesem Zusammenhang muß aber darauf verwiesen werden, daß es in der Li teratur nur sehr wenige Hinweise auf Anlagen zur Produktion von Holzkohle gibt. Ein Grund dafür ist wahrscheinlich darin zu suchen, daß Gruben mit Brandspuren verschieden gedeutet werden können. Dementsprechend gibt es für die Slawen auf dem Gebiet der DDR auch nur wenige Nachweise von Produktionsanlagen der Köh ler. In Wattmannshagen und Prützen, Kr. Güstrow, wurden ovale, ost-west-orien- tierte Gruben von 2,0 X 3,0 m mit steilen Seitenwänden und fast waagerechtem Boden freigelegt, die wahrscheinlich zur Holzkohleschwelung verwendet worden waren. Die Grubenfüllung, ein tiefschwarzes Holzkohle-Sand-Gemisch, enthielt zer- feuerte Steine von etwa Faustgroße und Scherben vom Sukower Typ (Mastaler 1982, S. 45 ff.). Damit ergibt sich eine Datierung ins 7.-9. Jh. (Schuldt 1964; Donat 1982, S. 255; 1984, S. 100.). Im Zusammenhang der Ausgrabungen im Wermsdorfer Forst wurden durch G. Billig drei Gruben im Bereich des frühmittelalterlichen Salzwerkes auf dem Dom hof in Halle/Saale ebenfalls als Köhlergruben gedeutet, wobei eine der Gruben ein deutig in das 10. Jh. datiert werden kann (vgl. Billig 1963; 1966). 10 In der Form unterschieden sich diese Anlagen nicht von den Wermsdorfer Gruben. Die Durch messer lagen etwa bei 1,0 m. In der brandigen Füllung lagen neben der Keramik Steine in unregelmäßiger Lage (Oettel 1983, S. 21). Es wurde bereits auf das Problem der Deutung der Köhlergruben verwiesen. Aus der Sicht der bereits beschriebenen Anlagen lassen auch die Befunde der Gruben 1-4 von Blindow, Kr. Prenzlau (Kohn 1982), den Schluß zu, daß es sich um Köhlergruben handelt. Die Maße der Gruben entsprechen etwa den Wermsdorfer oder Hallenser Gruben. In der Füllung konnten Aschebänder, Holzkohle, gebrannter Lehm und zer- glühte Steine beobachtet werden. In Grube 2 konnte darüber hinaus verkohltes Reisig festgestellt werden. Zur Erklärung, wie die Holzkohleerzeugung in Gruben erfolgte, gibt es einige neu zeitliche Belege. Darüber hinaus weisen einige urkundliche Erwähnungen ausdrück lich auf die Verwendung von Köhlergruben hin (Dunker 1903, S. 9). Die bisher äl teste bekannte Beschreibung der Grubenköhlerei gibt der Italiener Vanuccio Birin- guccio in seinem Werk „Pirotechnia“, welches 1540 in Venedig und in den folgenden Jahren in mehreren italienischen und französischen Ausgaben erschien. Im folgenden soll Biringuccio in der Übersetzung von L. Beck (1884, S. 98) zitiert werden: „Man macht auch noch Kohlen auf eine andere Art, und zwar machen es auf diese Weise meistens die Schmiede, wenn sie Kohlen von Birken oder Kastanien machen; dieselben werden dadurch härter, aber weniger gut. Man macht eine Grube in die Erde, anderthalb Ellen im Durchmesser und ebenso tief. Man füllt sie und häufelt sie auch mit Birkenwurzelstücken oder gespaltenem Kastanienholz oder anderem 10 Für die Auswertung der Befunde der Kohlengruben vom Domhof in Halle stand mir ein Manu skript von Prof. G. Billig zur Verfügung, wofür ihm Dank gebührt.