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ungestört erscheinendem Grab, an dem sich noch die Reste von mindestens neun Schläfenringen befanden, so kann die Tote höchstens 1,4 m groß gewesen sein. Da mit besteht die Möglichkeit, daß auch die mit der größten Anzahl dieses Kopf schmuckes im Gräberfeld Ausgestattete im jugendlichen Alter beigesetzt wurde. Sie ist mit besonderem Aufwand in das Grab gelegt worden. Dafür spricht die ein zige „echte“ Beigabe, die auf dem Gräberfeld in situ geborgen wurde, ein kleiner in der südöstlichen Ecke rechts der Füße niedergestellter, später zerscherbter Topf, über dessen Inhalt keine Angaben gemacht werden können. Möglicherweise steht auch die Brandstelle gleich südöstlich des Grabes mit dieser Beisetzung in Verbin dung. Folgt man der Auflistung, so wurde etwa in der Hälfte aller Gräber dieser Grö ßengruppe Schmuck nachgewiesen, der im allgemeinen als Bestandteil der weiblichen Tracht angesehen wird. Dies würde heißen, daß ein sehr hoher Anteil - bei einem vorausgesetzten Verhältnis männlich zu weiblich von etwa 1:1 alle - der Mädchen bzw. jugendlichen Frauen mit Trachtenschmuck, und zwar in überwiegend verhält nismäßig großer Menge bestattet wurde. Demgegenüber ist der Anteil der Schmuck gegenstände bei den Gräbern über 1,4 m deutlich geringer. In diesen 46 Bestattungs stellen wurden einmal ein Fingerring, fünfmal je ein Schläfenring, dreimal je zwei Schläfenringe, einmal zwei Schläfenringe und ein Fingerring sowie in Grab 40 vier Schläfenringe nachgewiesen. Dabei war dieses Grab eines der wenigen mit 1,5 m Grabgrubenlänge. Die beiden Messer in den Gr. 36 und 75 wurden an der linken Hüfte getragen. Hierbei könnte es sich, wie auch für Altlommatzsch vermutet wird, um Männerbestattungen handeln. Ob das dritte Messerfragment aus der flachen Grube nördlich von Gr. 25 ebenfalls aus einem, dann jedoch stark zerstörten sla wischen Körpergrab stammt, bleibt sehr fraglich. Es müßte sich dann wohl um die Bestattungsstelle eines Kindes oder Jugendlichen handeln. Dieses allerdings nur auf Grund der Grabgrubengrößen innerhalb eines Ausschnittes des Gräberfeldes ge wonnene Bild über die altersmäßig verschiedenartige Mitgabe von Schmuck in Kin der- und Frauengräbern läßt sich mit den Ergebnissen von anderen spätslawischen Bestattungsstellen nicht voll in Übereinstimmung bringen. Für Espenfeld ist nach einem sprunghaften Anstieg in der Schmuckmitgabe bei den Kindern über sechs Jahre eine ständige Zunahme des Ausstattungsgrades in den Frauengräbern bis in das hohe Alter zu belegen (Bach/Dusek 1971, S. 45 f.). Dies gilt bei einem insge samt bedeutend wertvolleren und reichhaltigeren Grabinventar für alle slawischen Gräberfelder in Thüringen (Dusek 1983, S. 49 ff.). Auch in Sachsen, wo die Aus stattung der Gräber im allgemeinen kaum die unseres Platzes übertrifft, ist zumin destens kein Überwiegen der Beigaben in Nichterwachsenengräbern festzustellen (Corpus, IV. Lief.). Das trifft auch für lsk zu (Wachowski 1975, S. 48 ff. und die Tab. im Katalog), jedoch sind Perlenketten dort überwiegend bei Kindern und Ju gendlichen aufgefunden worden (Ebenda, besonders Taf. 25). Erst durch weitere Ausgrabungen wird zu klären sein, ob diese erkannten Unter schiede in der Ausstattung des Gräberfeldes von Liebon-Zscharnitz durch die zu fällige Auswahl der untersuchten Gräber bedingt oder einen gewollten Unterschied