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sowohl die Rüssener Gruppe (Abb. 10,3) als auch den Donautyp (Abb. 10,4-7) vertreten. Eine Scherbe der Kohrener Gruppe (Abb. 10,8) gehört schon in das 12. oder den Anfang des 13. Jh. (Vogt 1968 b, S. 431, bes. Abb. 18-20). Während der Auskiesung wurde der Fundstellenbereich kontinuierlich boden denkmalpflegerisch überwacht. Einzelne frühgeschichtliche, oberflächennah liegende Siedlungsobjekte könnten infolge der großtechnischen Erdberäumung der Beobach tung entgangen sein, keinesfalls aber stark ausgeprägte Kulturschichten oder tiefer reichende Siedlungsgruben, wovon zahlreich aufgefundene bandkeramische und spät- latenezeitliche Gruben beredt Zeugnis geben. Es ist daher wahrscheinlich, daß zur frühslawischen Zeit in Brunnennähe lediglich ein Einzelgehöft bestanden hat. Die zugehörige Siedlung darf vielleicht östlich des Mühlgrabens im südlichen Vorgelände der ehemaligen Ziegelei Schubert gesucht werden (Abb. 1). Durch einen Rohrlei tungsgraben und später durch den Tagebau war hier eine Kulturschicht angeschnit ten, die ausschließlich Keramik vom Donautyp (mündl. Mitteilung Dr. H.-J. Vogt) bzw. der Rüssener Phase der Leipziger Gruppe lieferte. Eine repräsentative Auswahl bietet Abbildung 11.17 Eine andere Fundstelle befand sich nordöstlich der beiden Kiesgruben, dicht am Mühlgraben (Abb. 1). Beim Lehmstechen waren hier im Som mer 1940 zwei Holzbrunnen entdeckt und von O. Pfeifer, Eythra, untersucht wor den. Aus den beiden Anlagen sind keine datierenden Funde bekannt geworden. Berichtet wird nur von zwei Holztellern aus dem einen Brunnen und - ohne nähere Angaben - von Steinbeilen, Topfscherben, einer Grube mit gebrannten Lehmbrocken und einem Holzruder, was man wahrscheinlich alles beim Auslehmen mit zutage förderte (s. Ortsakte Eythra im Landesmuseum f. Vorgesch. Dresden, ferner Pfeifer 1941). Ob sich darunter auch frühslawisches Material befand, muß offenbleiben. Die Fundstelle könnte auf die Herkunft der einzelnen Scherbe der Kohrener Gruppe des 12./13. Jh. aus dem Kiesgrubenbereich verweisen. Abschließend sei das Bauprinzip des Brunnens noch einer kurzen Betrachtung unterzogen. Vom Territorium der DDR sind einschließlich des Eythraer Brunnens elf Anlagen mit genuteten Eckpfosten und darin waagerecht eingefügten Brettern von neun Fundstellen bekannt: zwei von Berlin-Marzahn (Seyer 1980, S. 225 ff.) und Görlsdorf, Kr. Lucka (Kirsch 1973, S. 153 ff.), sowie jeweils eine Anlage von Brohna, Kr. Bautzen (Coblenz 1969, S. 113 ff., 131), Dargardt, Kr. Perleberg (De tering 1936, S. 103), Gerbisbach, Kr. Jessen (nach Mitteilung von Dr. G. Wetzel, Museum f. Ur- und Frühgesch. Potsdam, in diesem Band), Jeserig, Kr. Belzig (Pe scheck 1936, S. 266), Micheln, Kr. Köthen (Schmidt-Thielbeer/Bartels 1982, S. 187 ff.; 1983, S. 195 ff.), und Parey, Kr. Genthin (Matthias/Schmidt 1962, S. 376; Corpus 1973, S. 361). Die Brunnen aus Berlin-Marzahn, Eythra, Gerbisbach, Görls dorf und Parey können aufgrund der Begleitfunde frühslawisch eingestuft werden. Brunnen 2 von Berlin-Marzahn war direkt über einen germanischen errichtet wor den. Ließ schon dieser Umstand seine relativ frühe Zeitstellung vermuten, so haben 17 Die abgebildeten Stücke finden gute Entsprechungen in einem Fundkomplex von Hohenprieß nitz, Kr. Eilenburg (Vogt 1971, Abb. 3, 4).