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schnitzkunst dieser Art. Wohl zum Eigenbedarf hergestellt, dürfte sie als Schöpf- und Trinkgefäß gleichermaßen gedient haben (Capelle 1983, S. 399). Die zweite Schöpfkelle (Abb. 7, Taf. 27) war von Eschen- oder Ulmenholz des Stamm-Wurzel-Übergangsbereiches geschnitzt worden. 13 Ihre Beschädigungen an Stiel und Gefäßkörper wurden anscheinend durch die Druckbelastung am Fundort hervorgerufen. Bemerkenswert ist die waagerechte Rille am hakenförmig nach unten gebogenen Griffende. Sie könnte die Maulpartie eines Tieres andeuten. Der haken förmige Griffteil wäre dann ebenfalls als stilisierter Tierkopf aufzufassen. Hölzerne Schöpfer erfreuten sich bei den Slawen großer Beliebtheit. Trotz der leichten Vergänglichkeit des Materials sind verhältnismäßig viel Exemplare über liefert. Die Form lebte fast unverändert bis in jüngste Vergangenheit im bäuerlichen Hausrat abgeschiedener ländlicher Gegenden weiter (z. B. Benker 1976, Abb. 205, 238,240,391). Relativ schlicht wirkt demgegenüber die kalottenförmige Schale aus Eschenholz 14 (Abb. 8, Taf. 25,2). Ihre Herstellung erforderte dennoch beachtliche Fertigkeiten. Die gleichmäßigen Rundungen an Außen- und Innenseite dürften bei strenger Ein haltung der ovalen Grundform nicht so leicht zu fertigen gewesen sein. Vielleicht be diente man sich dazu spezieller Schnitzwerkzeuge, mit denen auch die Oberfläche völlig glatt abgeschabt werden konnte. 15 Daß die Schale tatsächlich geschnitzt und nicht etwa gedrechselt worden ist, beweisen ihre ausgewogene ovale Formgebung, die nicht durch nachträgliches Verziehen entstanden sein kann, und das Fehlen von Drehrillen. Rundbodige Holzschalen waren vom Neolithikum an mindestens bis zur zweiten Hälfte des 11. Jh. in Gebrauch. Gastmahlszenen auf dem Wandteppich von Bayeux, der bald nach 1066 entstanden ist, demonstrieren eindrucksvoll, daß sie sogar den gehobeneren Ansprüchen der königlichen Tafel genügten, an der sie für Trank und Speise benutzt wurden (Stenton u. a. 1957, Abb. 4, 49). Bei unserem Stück ist wegen seiner Dickwandigkeit vielleicht weniger an eine Verwendung als Trinkgefäß zu denken. Von den merowingerzeitlichen hölzernen Kalottenschalen aus dem alamannischen Gräberfeld Oberflacht, Lkr. Tuttlingen, haben P. Paulsen und H. Schach-Dörges (1972, S. 72) angenommen, daß sie gefüllt in die Hand genommen werden mußten. Dagegen kann von dem Eythraer Exemplar trotz des alt abge brochenen Teils und des sekundären Trockenrisses ziemlich sicher behauptet werden, daß es sich im Gleichgewicht hielt. Die Standfähigkeit derartiger Erzeugnisse mag möglicherweise als wichtiges Qualitätskriterium gegolten haben. Unterschiede beste hen aber auch in den Abmessungen und der Wandstärke zu den Oberflachter Scha len. Diese sind fast alle ausgesprochen dünnwandig, und ihre Höhen betragen bei größten Durchmessern von 6 bis 11 cm nur 3 bis 3,5 cm (Ebenda, S. 74). Da sich die Behältnisse aber in ihrem wesentlichsten Merkmal, der Rundbodigkeit, gleichen 13 Siehe Anm. 11. 14 Siehe Anm. 11. 15 W. Hensel (1965, S. 190, Anm. 160) erwähnt Schnitzwerkzeuge, die eigens zur Herstellung von Holzgefäßen verwendet wurden. Eine glättende Nachbehandlung der Oberfläche mit Sand nimmt T. Capelle (1983, S. 398) an.