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sener Gefäße tragen in der Regel am Oberteil Muster. Ob die angeführten Kriterien für frühe Zeitstellung zu Recht bestehen bleibt abzuwarten, da sie vorerst weder durch geschlossene Funde noch durch stratigraphische Beobachtungen gesichert sind. Untersuchungen in der Inneren Neustadt von Dresden haben vor kurzem gezeigt, daß in dieser Hinsicht vergleichbare frühslawische Keramik aufgrund dessen, daß sie in manchen Fundkomplexen zusammen mit spätvölkerwanderungszeitlich-germa nischen Gefäßresten vorkam, schon in die zweite Hälfte des 6. Jh. gehören kann (Gühne/Simon 1986, S. 287 ff.). Germanisch-slawische Kontaktnahme darf auch im Eythraer Gebiet vorausgesetzt werden, obwohl direkte archäologische Belege noch ausstehen. 9 Im Ortsnamen selbst ist vorslawisches Namengut enthalten, was nur durch ungebrochene Tradierung erklärbar ist (Eichler/Lea/Walther 1960, S. 35; Eichler 1968, S. 124). Unter Berücksichtigung dieser verschiedenen Gesichtspunkte möchten wir für den Bau des Brunnens eine Datierung vom Ende des 6. bis in das 7. Jh. vorschlagen, wo bei der Zeit um 600 u. E. die größte Wahrscheinlichkeit zukommt. Zu den interessantesten Fundobjekten zählt die Schöpfkelle, deren Griff in einen stilisierten Tierkopf mit aufsitzender Kreisscheibe ausläuft (Abb. 6, Taf. 25,7, 26). Die anspruchsvolle Schnitzarbeit 10 ist aus einem Stück Laubholz - Linde oder Ahorn - vom Stamm-Wurzel-Übergangsbereich gefertigt. 11 Eindruck erwecken vor allem der elegant geschwungene Griff und die Gestaltung des Tierkopfes. Einige Züge an ihm erinnern an einen Pferdekopf. Das Pferd genoß allgemein im slawischen Siedlungsraum besondere Achtung und war oft Gegenstand figürlichen Kunstschaf fens (Herrmann/Müller 1970, S. 62 f.; Rajewski 1973, S. 231 ff.; Hcrrmann/Lange 1982, S. 129 ff.). Mit der bekrönenden Kreisscheibe könnten solarkultische Vorstel lungen zum Ausdruck gebracht worden sein. Sie spielten auch bei der Pferdever ehrung eine bestimmte Rolle (Koppers 1936, S. 311 f.; Hancar 1956, S. 317 f.). Dagegen spricht vielleicht, daß an einer Holzkelle aus Opole, Polen, welche sich in Schichten des 10./11. Jh. fand, der bekrönende Teil aus einer annähernd recht eckigen Platte besteht, die mit dem stilisierten Tierkopf - hier als Vogelkopf gedeu tet - durch einen schmalen Steg verbunden ist (Holubowicz 1959, S. 120 f., Abb. 6,2). 12 Für das Vorhandensein scheibenartiger Bildungen auf zoomorphen Griffab schlüssen sind möglicherweise verschiedene Hintergründe in Betracht zu ziehen. Die Eythraer Schöpfkelle ist eines der schönsten Zeugnisse altslawischer Holz- 9 Bekannt sind lediglich eine spätkaiserzeitliche Siedlung (unveröffentlicht, Abb. 1) und das ver mutlich dazugehörige Gräberfeld (Meyer 1971, S. 232). Es befindet sich etwa 200-300 m nord westlich der Siedlung (auf Abb. 1 nicht kartiert). 10 Einen Überblick zur prähistorischen Holzschnitzkunst, insbesondere zu den Gefäßen, vermitteln die Arbeiten von T. Capelle (1976; 1980 a; 1980 b; 1983) und P. Paulsen/H. Schach-Dörges (1972). 11 Für die kurzfristige makroskopische Holzbestimmung der Gefäße haben wir Frau Dr. sc. R. Kom- mert, Sektion Forstwissenschaft Tharandt der Technischen Universität Dresden, zu danken. 12 Auf die Parallele aus Opole machte uns Prof. Dr. sc. W. Coblenz, Landesmuseum f. Vorgesch. Dresden, aufmerksam. Die genaue Literaturangabe dazu verdanken wir Prof. Dr. habil. B. Gediga, Wroclaw.