Kenntnisstand zugeführt werden. Wenn auch ein zur Siedlung möglicherweise ge höriges Produktionszentrum nicht erfaßt wurde und Aussagen über das Anlage schema der Ansiedlung nicht möglich sind, läßt sich die Nimschützer Siedlung doch - hauptsächlich auf Grund ihres keramischen Materials - vorbehaltlos dem odergerma nischen Stammesgebiet Sachsens in der römischen Kaiserzeit zuweisen, wobei das nahegelegene Grab mit römischem Import einen Zusammenhang zwischen Siedlung und Grabstätte wahrscheinlich macht. Beide Komplexe erweisen ein weiteres Mal eine Datierung in die entwickelte Phase der spätrömischen Kaiserzeit, also Stufe Eg gers C 2. Ihre besondere Bedeutung erhält die Siedlung von Nimschütz jedoch durch den Nachweis einer zeitlichen Parallelität von scheibengedrehter Tonware und Schwarz glanzkeramik. Erstere ist ja vom 1. Jahrhundert bis in das zweite Drittel des 3. Jahr hunderts, also den Stufen Eggers B 1 bis C 1, aus Fundzusammenhängen im Mittel elbe-Saale-Gebiet einschließlich Sachsens nicht bekannt, sondern erst seit den letzten Jahrzehnten des 3. Jahrhunderts nachgewiesen (vgl. zuletzt Schmidt 1984, S. 21 f. zu sammenfassend) ; letztere wird sonst jedoch im allgemeinen nur für die elbgermanisch bestimmten Komplexe der frührömischen Kaiserzeit als typisch angesehen. Einer seits wird hier die Beobachtung erhärtet, daß elbgermanisches Kulturgut in oder germanischen Zusammenhängen auftritt - wie auch umgekehrt daß andererseits aber Veranlassung besteht, hinsichtlich der Datierung in verschiedenen Kulturberei chen einige Fragen neu zu überdenken. Die damit im Zusammenhang stehenden Pro bleme der Datierung in Kontaktgebieten zwischen den einzelnen Kultur- und Stam- mesgebieten in der römischen Kaiserzeit, insbesondere am Übergang von Stufe B 2 zu Stufe C 1, hat H. Geisler im Blickfeld, wenn er darauf verweist, daß im elb- germanischen Bereich in Stufe Eggers B 2 Fibeln der Gruppe Almgren V, Serie 8 (einschließlich der Form 127/128), auftreten, für die östlich benachbarte Luboszyce- Gruppe der Przeworsk-Kultur11 das Auftreten dieser Fibelform aber erst für deren zweite Phase angenommen wird, die etwa der Stufe C 1 entspricht (Geisler 1983, S. 184). Am Beispiel neuerer Funde aus dem Gebiet an Elbe und Schwarzer Elster kann Geisler Diskrepanzen im derzeit üblichen Datierungsschema aufzeigen, die „eine Synchronisierung der beiden Datierungssysteme notwendig“ erscheinen läßt. Die genannten keramischen Funde aus der Siedlung von Nimschütz machen diese Problematik ein weiteres Mal deutlich, ohne daß von hier schon Wege zu einer be friedigenden Lösung aufgezeigt werden könnten. 11 Zur „Luboszyce-Kultur“ zwischen Elbe und Oder im Zeitraum vom 2. bis zum 4. Jh. vgl. die um fassende Abhandlung von Domänski 1979, in der zahlreiche weitere wichtige Untersuchungen zum Problemkreis - vor allem das Gebiet östlich der Oder betreffend - genannt und ausgewertet werden.