Volltext Seite (XML)
der rotierenden Drehscheibe hergestellte Tonware. Soweit hinreichend bestimmbar, verteilen sich die handgemachten Gefäße auf nachstehend beschriebene Formen. Unverzierte Kümpfe mit eingezogener Mündung, für diesen Zeitabschnitt auch spätrömische Töpfe genannt, dominieren offenbar und liegen aus G 21 (Abb. 30,7), G 23, G 90, G 101, P 69 (Abb. 31,2), P 113, P 264 a, P 559 (Abb. 32,6) vor. Die Langlebigkeit und weite Verbreitung dieses Gefäßtyps mit offensichtlich sehr guten Gebrauchseigenschaften ist hinreichend erörtert worden, so daß sich hier eine erneute Diskussion erübrigt (vgl. etwa Meyer 1976, S. 216). 9 Im sächsischen Raum liegen derartige Kümpfe aus Siedlungen mit einem reichlichen Drittel an der Spitze der spätkaiserzeitlichen Gefäßformen (Meyer 1976, S. 216). Sie sind aber ebenso aus den odergermanischen Gräbern Ostsachsens, teilweise aus relativ gut datierbaren Komplexen, bekannt, so daß ihr zeitlicher Ansatz von der Stufe Eggers C 2 bis in die frühe Völkerwanderungszeit als gesichert gelten darf (Meyer 1976, S. 127). Kümpfe mit eingezogener Mündung sind also in Gräbern wie in Siedlungen des odergerma nischen Gebietes gleichermaßen anzutreffen, so daß prinzipielle Unterschiede zwi schen Grab- und Wirtschaftskeramik offenbar nicht bestanden, eine Feststellung, die cum grano salis auch auf andere Gefäßformen zutrifft. Soweit aus der Nimschützer Siedlung nicht lediglich Wandungsscherben von Kümpfen vorliegen, läßt sich fest stellen, daß die Ränder der Gefäße abgerundet, gelegentlich verdickt, aber auch ge rade abgestrichen oder spitz zulaufend und leicht gekniffen gearbeitet sind. Beobach tungen hinsichtlich des Auftretens älterer oder jüngerer Formen sind kaum möglich, doch scheint es sich im wesentlichen um solche mit breiterem Boden, gewölbter Wan dung und größter Weite in etwa halber Gefäßhöhe zu handeln, die gemeinhin als jünger gelten (Meyer 1976, S. 217). Steilwandige Gefäße oder Töpfe mit wenig ausbiegendem und abgerundetem Rand liegen aus G 21 (Abb. 30,6), P 57 (Abb. 31,7,) und P 239 (Abb. 31,8) vor und sind ebenso wie hohe tonnenförmige Gefäße aus der übrigen spätkaiserzeitlichen Siedlungskeramik Sachsens bekannt (Meyer 1976, S. 218 f., 228). Hier im allgemei nen nicht allzu präzise datierbar, erscheint ihre Einordnung in die C-Stufen, auch auf Grund von Beispielen aus dem Bereich der Przeworsk-Kultur gesichert (vgl. Meyer 1976, S. 228 mit Anm. 2272), zumal ein enger stilistischer Zusammenhang nament lich zu größeren Kümpfen mit eingezogener Mündung bestehen dürfte. Eine weitere typische Gefäßform der spätrömischen Kaiserzeit stellen die Scha lengefäße bzw. Terrinen dar, in Nimschütz in G 12 (Abb. 30,2), P 74 (Abb. 31,3), P 342 (Abb 31,77) und P 559 (Abb. 32,6) nachgewiesen. Es sind nicht allzu große Formen dieses Gefäßtyps mit mehr oder weniger deutlich ausbiegendem, meist ab gerundetem Rand und kräftigem Schulterumbruch oder gewölbter Schulter, gewölbt konischem Unterteil und Standboden. Im bislang bekannten Gesamtbestand der 9 Auch in Tornow, Kr. Calau, und zwar sowohl in den Siedlungen auf dem „Borchelt" wie auf dem Lütjenberg, dominierte der spätrömische Topf oder Kumpf und machte dort über die Hälfte der handgearbeiteten Keramik aus (Herrmann 1973, S. 20; Warnke 1973, S. 124 f.). In der kaiser zeitlichen Siedlung von Leuben, Kr. Oschatz, waren Kümpfe ebenfalls „in größerer Anzahl“ vertreten (Kroitzsch 1985, S. 26).