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seeinseln, aber auch im mittleren Elbegebiet. 6 Der Nachweis entsprechender Be funde auch in den mittleren und südlichen Teilen der DDR dürfte darauf hindeu ten, daß auch hier dem dreischiffigen Wohnstallhaus innerhalb kaiserzeitlicher An siedlungen keine geringe Rolle zukam. 7 Inwieweit die übrigen Nimschützer Befunde in Form meist unregelmäßig ovaler (G 23, G 46, G 57, G 64, G 72, G 77, G 98, G 103, G 106 und G 114), in je einem Falle auch kreisrunder (G34), annähernd quadratischer (G 21) oder rechteckiger (G 12, G 90) bzw. sichelförmiger Gruben (G 16) sowie der als „Rundhäuser“ 8 be zeichneten Komplexe als Abfall-, Arbeits- oder Speichergruben zu deuten sind, muß mangels eindeutiger Funde in den genannten Komplexen zunächst offen bleiben. Daß in spätkaiserzeitlichen Siedlungen auch im sächsischen Raum Arbeits- und Spei chergruben, Eisenschmelz- und Kalkbrennöfen auftraten, belegen die Untersuchun gen in Leubcn, Kr. Oschatz (Baumann/Kroitzsch 1984, S. 191-277, bes. Abb. 27 bis 29, 43-46, 49, 50, 52, 53, 56; Kroitzsch 1985, S. 16-24). Immerhin war die Mehr zahl der „einfachen Gruben“ in Leuben bei ebenfalls geringer Tiefe kreisrund oder leicht oval und besaß eine flache Sohle, ein Befund, der im wesentlichen auch bei den Nimschützer Komplexen beobachtet werden konnte. Einfache Gruben liegen ja in Siedlungen zahlreicher ur- und frühgeschichtlicher Zeitabschnitte in oft nicht geringer Zahl vor, ohne daß in den meisten Fällen eine überzeugende Funktionsdeutung mög lich wäre. Sieht man von winzigen Stücken Eisenschlacke in den Gruben G 21 und G 46 ab, liegen Metallfunde aus der kaiserzeitlichen Siedlung von Nimschütz nicht vor. Die keramischen Hinterlassenschaften, in der Mehrzahl aus kleinen Bruchstücken beste hend, gliedern sich hinsichtlich der Herstellungstechnik in handgearbeitete und auf 6 Zum Auftreten dreischiffiger Hallenhäuser in den germanischen Stammesgebieten vgl. die zusam menfassenden Anmerkungen von Herrmann 1973, S. 366 f.; ferner Donat 1976 und 1983. Einzel untersuchungen zur Hausformenlandschaft, wie sie durch das dreischiffige Hallenhaus repräsentiert wird, etwa bei Stenberger 1933, S. 144 ff.; Doppelfeld/Behm 1939; Hatt 1949; 1957; 1960; Haarnagel 1950; 1961; 1962; 1979; Hinz 1953; 1955; Zippelius 1953; Behm-Blancke 1958; van Giffen 1958; van Es 1967 ; Jankuhn 1969; Trier 1969. 7 Wie Herrmann 1973, S. 370, betont, ist „bei dem heutigen Forschungsstand ein wirklich kom plexer Vergleich von Siedlungsteilen mit Haupt- und Nebenbauten“ jedoch „nicht durchführbar“. 8 Parallelen für derartige bogenförmige bis gestreckt-ovale Haus- oder Hüttenkomplexe sind dem Verfasser aus der Kaiserzeit bislang nicht bekannt geworden. Ob eine ähnliche Grube mit bogen förmigem Grundriß von 3,80 m Länge und 3,65 m Breite mit Eingang im SSW vom „Schwarzen Berg“ bei Taucha, Kr. Leipzig, eindeutig als Reste eines spätpaläolithischen Rastplatzes zu inter pretieren ist, bleibt bis zur eingehenden Vorlage des Komplexes abzuwarten. Von R. und E. Dun kel wurde diese Anlage auf Grund zahlreicher Silexabschläge und -gerate jedenfalls dem Spät- paläolithikum zugewiesen (Dunkel 1977, S. 6-10, bes. Abb. 2). Herrn Dipl. phil. V. Geupel, Dresden, wird der Hinweis verdankt, daß derart bogenförmige Komplexe im Spätpaläolithikum/ Mesolithikum durchaus nachgewiesen sind. In diesem Zusammenhang ist auf gegensätzliche Auf fassungen zu verweisen, etwa bei R. R. Newell, nach dem „im Gegensatz zur traditionellen Deu tung als ,Grubenhäuser‘ rezente empirische Daten ergeben haben, daß sie eher als natürliche Boden spuren anzusehen sind, sozusagen als ,Narben' im Boden, die durch umgefallene Bäume entstanden sind“ (Newell 1981, S. 267 f.). Der Hinweis auf Newell wird Herrn Dir. H.-J. Vogt, Dresden, verdankt.