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einem geharnischten Protest mit Mahnung an die Verkauf svereinbarungen zum Aus- druck, wenn sie auch in ein „unterthänigstes Gesuch“ verpackt sind (Taf. 6). Preus- ker sucht mit äußerster Konsequenz um sein Recht nach, beschwert sich über die schlechte Behandlung seiner ehemaligen Sammlung und erinnert an den Zweck der Übergabe der Bestände. So war deren Sicherung zugesagt, desgleichen der unent geltliche Zutritt für Interessenten aller Schichten. Weder Schränke noch Tischvitri nen waren geliefert worden, so daß keine Sicherung gegen Diebstahl und Beschädi gung bestand. Vertröstet worden war auf ein neu zu schaffendes „germanisches Ka binett“ (aus Beständen der Antikensammlung und des Historischen Museums). Im Gegensatz zu den Abmachungen war die Aufstellung stets verschlossen. Preusker betont wiederum die Bedeutung historischer Quellen und drückt zum wiederholten Male aus, daß es nicht um das Bestaunen phantastischer Schaustücke von hohem Geldwert ginge, sondern um Materialien zur Gewinnung von Erkenntnissen über die Lebensformen vergangener Geschlechter. Er bedauert die offenbar alte Kon kurrenz zwischen Kunst und Wissenschaft und stellt die Forderung nach Gleich achtung seiner Sammlung mit der der Skulpturen, d. h. historischer Sachgüter und künstlerischer Darbietungen. 3 Vermittelnd unterbreitet er Vorschläge für eine neue, systematische Aufstellung der Sammlung und bietet seine Mitarbeit an. Geschickt eingeflochten wird dabei die Erinnerung an einen Besuch der Kgl. Majestät der Preusker-Sammlung in Großenhain in der Mitte des vierten Jahrzehnts. Offenbar 3 Aus dem Vorwort zur „Uebersicht der mit der Königlichen Antiken-Sammlung in Dresden ver einigten Preusker’schen Sammlung vaterländischer Alterthümer". Leipzig und Großenhain 1856: Es liegt allerdings in der Natur der Sache, dass die Abtheilung der materiellen Ueberreste der Vorzeit, wozu die zu schildernde Sammlung gehört, nämlich die, meist nur auf gewerblicher Fer tigung in Bezug auf das thätige praktische Leben beruhenden Geräth-Alterthümer nicht so reiches Interesse darzubieten vermag, als eine andere Abtheilung, nämlich die der Literatur- und Kunst- Alterthümer (die Hand- und Inschriften, Münzen, Gemälde, Bau- und Bildwerke etc.), selbst nicht als eine dritte, der Sprach- und Sitten-Alterthümer, (nämlich die im Volke fortlebenden alterthümlichen Ueberlieferungen, in Volksliedern, Sagen und Namen, wie uralten Einrichtungen, Sitten und Gebräuche); allein dennoch werden immer auch jene ersteren eine nahe Beachtung verdienen. Hält man nicht deren Zweck schon durch ihre Aufstellung erfüllt, und vielleicht durch ihre Betrachtung als einer Art von Curiositäten, sondern ist man bemüht, durch ihre geordnete Sichtung und ihre Vergleichung mit denen anderer Nationen, wie durch Beziehung zu jenen übli chen Denkmälern der Sprache, Schrift und Kunst, sich ein Bild des kriegerischen und religiösen, wie des gewerblichen und häuslichen überhaupt des thätigen praktischen Lebens unserer Altvor dern und der dabei gebrauchten Werkzeuge und Geräthe, desto klarer zu veranschaulichen, so wird durch jene Alterthümerkunde immer auch ein reicher Gewinn für die auf derselben mit beru henden Alterthums-Wissenschaft erzielt werden. Diese aber, und daher auch die nur zu oft gering geachtete germanische Archäologie, bildet, in Bezug auf die frühem nationellcn Zustände, einen wichtigen Theil der Cultur- oder Bildungsgeschichte der Nationen, welche letztere - nach allseitig vergleichender systematischer Betrachtung in neuester Zeit auch in ihrem wichtigen Einflüsse erkannt und angebaut - als die Blüthe des historischen Wissens und mithin als eine der Haupt- Wissenschaften der allgemeinen höhern Menschenbildung anzusehen ist. Zu dieser bietet nun jene Geräth-Archäologie ebenfalls so manchen beachtungswerthen Stoff dar und es kann nur rathsam erscheinen, auch für sie mitzuwirken, daher die materiellen Ueberreste obiger Art in ihren Fund orten ebenfalls eifrigst aufzusuchen, sorgsam zu sammeln und zu schützen und der Zukunft treu lichst zu bewahren, zugleich aber auch möglichst zu erläutern, um in Hinsicht der Ansichten, Sitten und Gebräuche unserer Vorfahren neue und immer klarere Folgerungen jenes culturhistorischen Zwecks zu ermitteln.