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Fundplatz ebenso gilt (vgl. Jorns 1941, S. 73-92, bes. Abb. 1; hierzu zuletzt auch Meyer 1971, S. 234-243). Weitere Siedlungsstätten im sächsischen Raum sind aus der spätrömischen Kaiser zeit zwar bekannt, 3 doch können infolge fehlender systematischer Untersuchungen Angaben zur Größe der Wohnplätze sowie detaillierte Hinweise zu Hausbau und Hausformen nicht gewonnen werden, wenngleich Pfostenreihungen gelegentlich Rechteckbauten nahelegen (z. B. Bautzen-Teichnitz; hierzu Meyer 1971, Abb. 13; 1976, S. 33 mit Anm. 213 und 214). Ohne Berücksichtigung der Nachbargebiete und damit die Einordnung in grö ßere Zusammenhänge ist also die Beurteilung des Pfostengrubenhauses von Nim- schütz kaum möglich. Nach den Untersuchungen von D. Warnke (1973, S. 109-155, bes. S. 149 ff.) zu den germanischen Siedlungen auf dem Lütjenberg von Tornow, Kr. Calau, gehört der Nimschützer Komplex zu dessen Typ ,,d) Eingetiefte Pfosten bauten“, wobei er auf Grund der Anzahl der Pfosten und deren Stellung noch wei tere Formen aussondern kann (Ebenda, S. 154 f.). D. Warnkes Gliederung endet zwar mit der Variante der „Achtpfostenhäuser“, doch sind eingetiefte Bauten mit mehr als acht Pfosten zweifellos hier anzugliedern. Auch in Nimschütz handelt es sich um ein Haus mit leicht vorgestellten Firstpfosten, wie etwa auch in Kmehlen, Kr. Großenhain (Baumann 1966), oder in Kliestow, Kr. Frankfurt/Oder (Mar- schallek 1940), wobei Häuser mit stark vorgestellten Pfosten (z. B. Kliestow; Wüste Kunersdorf, Kr. Seelow: Laser 1971, S. 33; Rötha-Geschwitz, Kr. Borna, Haus 180: Jorns 1941) zweifellos nur Varianten des Typs darstellen, wozu auch Häuser mit nicht vorgestelltem Firstpfosen kommen (z. B. Waltersdorf und Herzsprung, Kr. Angermünde: Horst 1971). Nach G. Behm-Blancke (1954, S. 101-103) sind Grubenhäuser mit mehr oder weniger stark zurückgesetzten Eckpfosten ein hinsichtlich der Verbreitung relativ begrenzter Haustyp. Er soll nach J. Herrmann (1973, S. 372 f.) auf das südliche elbgermanische Stammesgebiet beschränkt sein. Wie zumindest die Bauten von Nim schütz und Kmehlen im ostelbischen sächsischen Raum nahelegen, ist diese Haus form aber ebenso in den östlich an das elbgermanische Siedlungsgebiet angrenzenden Verbreitungsgebieten odergermanischer Stämme nachzuweisen, so daß möglicher weise mit einer Übernahme des Typs vor allem auch im westlichen Siedlungsraum der ansonsten mehr oder weniger stark von der Przeworsk-Kultur, hauptsächlich der Luboszyce-Kultur, geprägten Stämme zu rechnen ist. Pfostengrubenhäuser mit zurückgesetzten Eckpfosten sind im elbgermanischen Böhmen bereits in der Spätlatenezeit nachgewiesen (vgl. Motykovä-Sneidrovä 1960, S. 181-183), werden aber auch noch im spätvölkerwanderungszeitlichen thüringi schen Stammesgebiet errichtet (Behm-Blancke 1954, S. 101-103). Vorzugsweise scheint sich jedoch ihre Hauptverbreitung in der römischen Kaiserzeit, insbesondere in deren fortgeschrittenen Phasen, im Südosten der Germania libera abzuzeichnen. 3 Meyer 1976, S. 30-35 sowie Tab. 3 (Textbeilagen): mit 38 Siedlungen stellt diese Fundgattung einen Anteil von knapp 21 Prozent am Gesamtfundstellenbestand.