schichtlichcn Populationen ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis bestanden hat. Im Idealfall ergäbe dies einen Maskulinitäts-Index (MI) 13 von 1 000. Für Wendis- hain beträgt er 500 bei 8 weiblichen und 4 männlichen Individuen. Die geringe Individuenzahl läßt eine Interpretation nicht zu, es gehört aber zu den Erfahrungen der Leichenbrandanalyse, daß die Robustizitätsbeurteilung von Brandknochen nach „grazil“ tendiert und somit das weibliche Geschlecht falsch positiv begünstigt. 14 Be sondere Aufmerksamkeit verdient die Geschlechterverteilung auf dem Gräberfeld von Wendishain. In dem archäologischen Lageplan 15 wurden die Grabstellen nach träglich mit dem Resultat der anthropologischen Geschlechtsbestimmung markiert. Dabei ergab sich für einige Gräber eine überraschende Gruppenbildung bzw. Ge- schlechterpaarung (Abb. 1). Eine Wertung läge nahe, sie spräche zumindest nicht gegen das Ergebnis der anthropologischen Untersuchungen. Das etwas isoliert lie gende Grab 8 mit den als Neonatus bewerteten Knochenresten entspräche den auch von anderen Autoren mitgeteilten ähnlichen Beobachtungen, nach denen Feten bzw. Neonati am Rande oder abseits von Friedhöfen beigesetzt wurden. Die Geschlechtsbestimmung der Pars petrosa ossis temporalis (Felsenbein) Es hat in den vergangenen Jahrzehnten nicht an Versuchen gefehlt, die anthropolo gische Geschlechtsbestimmung am verbrannten Knochenmaterial methodisch zu ver bessern. Eine größere Aussagefähigkeit ist vor allem von solchen Knochenteilen zu erwarten, die den Verbrennungsprozeß möglichst unverändert überstehen und daher in ausreichender Häufigkeit in I,B zu erwarten sind. Dies trifft in hohem Maße für die Pars petrosa zu (Taf. 18,5-7). Bereits in den sechziger Jahren wurde der Ver such unternommen, die Pars petrosa einer metrischen Analyse zu unterziehen. 16 Me thodische Mängel ließen jedoch keine befriedigenden Resultate zustande kommen. Mit anderer Konzeption unter Einbeziehung diskriminanzanalytischer Verfahren ging J. Wahl 17 dieser Frage erneut nach. Auf der Grundlage dieser Methodik wur- 13 MI= n a • 1000 :n (n = Individuenzahl). 14 In diesem Zusammenhang sei auf die Sammelstatistik von 26 Fundorten mit 2671 Individuen ver wiesen (Rösing 1977, S. 62). Dort war bei einem durchschnittlichen MI von 807 insgesamt ein starkes Überwiegen niedriger Indizes auffällig, was den bekannten „Frauenüberschuß“ der anthro pologischen Leichenbrandbeurteilung widerspiegelt. 15 Diese Geländeskizze mit dem Lageplan der Grabstellen war dem Verfasser aus methodischen Gründen bis zum Abschluß seiner Auswertung nicht bekannt. 16 Vgl. Schaefer 1961, S. 717 ff.; Kloiber 1965, S. 85 ff. 17 Vgl. Wahl/Henke 1980, S. 285 ff.; Wahl 1981, S. 79 ff.; 1982, S. 1 ff. Er entwickelte auf der Basis von 5 Variablen (3 absolute lineare Maße und 2 Winkel), die dem Areal um den Porus acusticus internus entstammen, ein Verfahren zur metrischen Analyse der Pars petrosa und ver wendete für die weitere biostatistische Bearbeitung die Diskriminanzanalyse. Sein methodisches Vor gehen blieb allerdings nicht ohne Widerspruch (Schutkowski/Herrmann 1983, S. 226). Dies be trifft vor allem das Transponieren von Diskriminanzfunktionen, die an unverbrannten Partes petrosae gewonnen wurden, auf verbrannte Knochen und die von ihm angegebenen sehr hohen Be stimmungssicherheiten von „über 80 %“.