ERGEBNISSE DER ANTHROPOLOGISCHEN UNTERSUCHUNG DER LEICHENBRÄNDE DES GRÄBERFELDES DER VORRÖMISCHEN EISENZEIT VON WENDISHAIN, KREIS DÖBELN* Von Hans Kemnitz Die hier vorgelegten anthropologischen Untersuchungsbefunde betreffen Fundmate rial eines kleinen Gräberfeldes der älteren vorrömischen Eisenzeit (Latene-Zeit), das 1979 auf einem bewaldeten Felsvorsprung hoch über dem südlichen Steilufer der Freiberger Mulde auf Wendishainer Flur entdeckt wurde. 1 1979/80 wurden insgesamt 16 Urnengräber geborgen. Ob damit der Bestattungs platz - trotz mehrerer ergebnisloser Suchschnitte - vollständig erfaßt und ausge graben wurde, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden. Dies ist insofern von Be deutung, weil u. a. gerade die lückenlose Bergung aller Gräber eines Gräberfeldes eine prinzipielle Voraussetzung für paläodemographische Betrachtungen darstellt. Allerdings würde die geringe Zahl Bestatteter eine statistisch signifikante Aussage ohnehin nicht gestatten, so daß hier demographische Gesichtspunkte unberücksichtigt bleiben müssen. 2 Die Grabgefäße konnten teilweise nur in stärker zerstörtem Zustand, allerdings mit weitgehend vollständigem Leichenbrand (LB), geborgen werden. Die Urnen der Gräber Nr. 1 und 8 waren durch den Forstpflug völlig zerscherbt und Keramik sowie LB verstreut. Die Bergung war aus diesem Grunde nur unvollständig mög lich, was die geringen Knochenmengen (85 g für Grab 1 - bei auffälligem Fehlen aller kleinen Knochenfragmente - und 3,0 g für Grab 8) erklären würde. Die Ur nen wurden an der Fundstelle für den Transport bandagiert. Die Entnahme der LB erfolgte im Landesmuseum für Vorgeschichte Dresden nach den üblichen Methoden, wobei die Beigaben ausgelesen wurden. Härtungsmittel kamen bei der Präparation nicht zur Anwendung. 3 Schichtungen des LB in bestimmter anatomischer Reihen folge wurden nicht beobachtet. * Herrn Winfried J. Boeckenhoff, Berlin, anläßlich seines fünfzigsten Geburtstages am 8. 7. 1985 gewidmet. 1 Siehe dazu den Vorbericht über die Grabung von Kaufmann 1981, S. 23 ff., und die ausführliche archäologische Materialvorlage Kaufmann 1987. 2 Vgl. Bach 1978, S. 19. 3 Herrmann 1981, S. 118, berichtet über die Verwendung von Härtemitteln bei der Leichenbrand- Präparation. Dadurch konnten mehr diagnostisch bedeutsame Knochenteile erhalten werden, was gegenüber der herkömmlichen Technik eine verbesserte anthropologische Aussage ermöglichte.