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Freiberger Mulde, mit bronzenen Knotenarmringen zu verzeichnen (Kaufmann 1981, S. 7 f., Abb. 2,5,6; zuletzt 1984 a, S. 132, Abb. 8,5,6). Unter der Keramik befinden sich keine auf der Drehscheibe getöpferten Gefäße (vgl. Kaufmann 1984 a, S. 148 bis 156; dazu 1984 b). Insgesamt fügt sich der ergrabene Bestand vielmehr in einen älterlatenezeitlichen Rahmen, wie von K. Peschel in Zusammenhang mit dem Vordringen von Jastorf einflüssen nach Süden gekennzeichnet. 19 Dessen ungeachtet ist die Fundstelle in der May-Lust auch in topographischer und fundgeographischer Hinsicht durchaus aufschlußreich. Jener Geländcsporn erstreckt sich am Ufer der Freiberger Mulde knapp 80 m über den Fluß. Daß die landschaft lichen Reize die Menschen der frühen Eisenzeit zur Wahl dieses Begräbnisplatzes bewegt haben, wäre denkbar. Den umschriebenen örtlichen Gegebenheiten ähnelt die herausgehobene Lage von Wendishain innerhalb des Verbreitungsgebiets latne- zeitlicher Fundstellen im westelbischen Sachsen. Das Gräberfeld an der Freiberger Mulde befindet sich knapp fünf Kilometer ost südöstlich von Leisnig. Es liegt zwischen den Schwerpunkten damaliger Besiedlung in Nordwestsachsen entlang Weißer Elster und Pleiße einerseits sowie des Elbe gebiets andererseits. 20 Dabei erscheint der behandelte Bestattungsplatz verhältnis mäßig weit nach Süden vorgeschoben. 21 Im Rahmen der Verbreitung der Jastorf kultur bildet Wendishain innerhalb der Elbe-Saale-Untergruppc (Seyer 1976, S. 194 f., Abb. 50) im Muldeland somit einen exponierten Punkt. Das vorgelegte Fundgut erweist demnach, daß Jastorfeinflüsse außer entlang Elbe, Elster und Pleiße auch über das mittlere Westsachsen muldeaufwärts weit auf das Mittelgebirge zu vorgedrungen sind. Flankierende Eckpfeiler im Westen und Osten stellen das Ur nengräberfeld von Gera 22 an der Weißen Elster bzw. die Bestattungsplätze von Pirna 23 und Pirna-Copitz 24 an der oberen Elbe dar. Auch mit seinem archäologischen Aussagevermögen für die Ortsgeschichte und Heimatkunde besitzt das früheisenzeitliche Material aus Flur Wendishain ein An recht auf angemessene Dokumentation. Der Veröffentlichung kann durch eine anthro pologische Expertise über den Leichenbrand von medizinischer Seite (Kemnitz in diesem Band, S. 157 ff.) noch zu einem qualitativ höheren Rang verholfen werden. Angesichts vielfältiger Aussagemöglichkeiten und sich abzeichnender neuer Gesichts punkte liegt die Bedeutung des erforschten Fundplatzes, der frühesten Germanen zuzuweisen ist, 25 offen zutage. 19 Peschel 1978, S. 28 mit Abb. 1: Grabfunde der frühen Jastorfkultur oder mit Frühjastorfeinfluß im Mittelgebirgsraum (Hallstatt D/Latene A bis Latne B 2 oder Latene I c). 20 Die beste Gesamtübersicht zu beiden Bereichen bieten Grünert 1957 und Mirtschin 1933. 21 Vgl. die Verbreitungskarte bei Mirtschin 1933, Abb. 158, dazu die für das westlich anschließende Gebiet von Grünert 1957 vorgelegte Karte 1. 22 Zusammenfassend Auerbach 1930, S. 88-90, mit dem älteren Schrifttum. 23 Vgl. besonders Wiechel 1880 sowie Mahling 1944, S. 26 ff. 24 Rettungsgrabung des Landesmuseums für Vorgeschichte Dresden im Winter 1979/80, geleitet von Dipl.-Phil. R. Spehr; Hinweis zuletzt von Hauswald/Kaufmann/Möckel 1986, S. 31. 25 U. a. Grünert 1958, S. 252-254; Peschel 1976, besonders S. 96-99; 1978, S. 27-36, besonders S. 30 f.; zuletzt Müller 1985.