Art und Umfang der Magerung, Charakter der angestrebten Oberflächen einschließ lich ihres Dekors sowie technische Grenzen des Brandes anbelangt. Von einer alle möglichen Aspekte und Bezüge berücksichtigenden Rekonstruktion der Töpferei oder auch nur größerer Teilbereiche (vgl. System-Modelle wie bei v. d. Leeuw 1976; 1980) sind wir ohnehin noch weit entfernt. Die Töpferei ist auch in unserem Falle praktisch nur anhand ihrer reichlich über lieferten Erzeugnisse greifbar. Spezielle technologische Untersuchungen (kurze Über sicht z. B. bei Shepard 1968, S. III ff.; Mechelk 1974) stehen leider noch fast völlig aus (bis auf Peschel 1969). Deshalb lassen sich vorerst lediglich solche Indizien aus werten, die dem Archäologen an der Tonware unmittelbar zugänglich sind. Auf die in Mitteleuropa während der jüngeren Bronze- und älteren Eisenzeit angewandten Techniken der Freihandformung ist bisher fast nur aufgrund von Einzelbeispielen geschlossen worden. Sie betreffen vorwiegend Details, die hier und da besonders augenfällig geworden sind. Unsere Serie mit mehr als 100 diesbezüglich auswert baren Gefäßen bzw. Gefäßresten (Einzelbeschreibungen bei Simon 1972; für die Funde außerhalb der Dreitzscher Gruppe vorläufig Simon 1970) erlaubt - in einem räumlich und zeitlich enger begrenzten, kulturell geschlosseneren Rahmen - darüber hinaus einige Aussagen über die Formungstechnik als Ganzes. Erhaltungsbcdingt handelt es sich freilich fast ausnahmslos um Grabkeramik (Urnen, Deckschalen, selten Beigefäße), die das Spektrum der in den Siedlungen verwendeten Ware nicht vollständig widerspiegelt. Die Beurteilung beschränkt sich zudem oft genug auf die Lcichcnbrandbchälter. Die zahlreichen Belege aus dem Urnenfriedhof von Dreitzsch, Kr. Pößneck, lassen indessen recht gut herstellungstechnisch bedingte Merkmale der an diesem Ort betriebenen Töpferei erkennen. Die Beispiele von anderen Gräber feldern der Dreitzscher Gruppe sowie aus dem zeitlich und räumlich benachbarten Milieu bestätigen und modifizieren diese Befunde. Für sich genommen wären sie aber zu vereinzelt, um Verallgemeinerungen zu gestatten. Unsere Keramik weist zwar bestimmte wiederkehrende oder in charakteristischer Weise abgewandclte formungstechnische Kriterien auf, doch fällt ihre Interpretation aus sich selbst heraus schwer. Hier bietet sich eine Auswertung des reichen ethno graphischen Materials an. Angesichts der Einmaligkeit jedweder konkreter Kultur äußerung ist cs zwar nicht ohne weiteres zulässig, „archäologische ,Kulturskelette 4 durch Übertragung lebender Kulturteile zum Leben zu erwecken“ (Hampl 1961, S. 264). Aktualistische Vergleiche, zumal wenn sie einfache technologische Abläufe betreffen, sind aber nicht nur möglich, sondern auch notwendig; „erst dadurch kön nen wir über die funktionelle Bedeutung Aussagen machen, die Voraussetzung jeder weitergehenden Interpretation sind“ (Ziegert 1964, S. 141). Entsprechende Töpferei traditionen sind in Europa zwar nur in peripheren Isolaten und auch dort lediglich in Relikten bis in unsere Tage erhalten geblieben. Lebensnahe Deutungen werden indessen durch die ethnographischen Beobachtungen über die Freihandtöpferei er möglicht, die in kaum überschaubarer Fülle aus anderen Erdteilen vorliegen. Die Archäologie hat sich ihrer bekanntlich schon immer, wenn auch oft zu pauschal oder einseitig bedient (vgl. Vossen 1969, S. 295). Da es um einfachste, schon durch die