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Die Gefäßfragmente aus der Siedlung an der sog. Schweinemästerei in Schönau entsprechen im allgemeinen dem Material vom Anstaltsfricdhof. Auffallend ist nur, daß der Doppelkegel (Abb. 4,6) zurücktritt. Dagegen läßt sich hier ein kräftig profilierter Rand mit Inncnfazettierung (Abb. 4,8) nachweisen, und auch die ge schweiften, trichterförmigen Ränder (Abb. 4,2,3) vermitteln einen entwickelteren Eindruck. Allgemein ist mit Gleichaltrigkeit zu rechnen, wobei es durchaus möglich erscheint, daß diese Siedlung eine etwas jüngere Phase repräsentiert bzw. in eine solche hineinreicht. Besondere Überlegung verlangt eine in der Lausitzer Kultur fremdartig an- mutende Randscherbe (Abb. 4,1), die sich auch in Ton und Machart von der übri gen Keramik abhebt. Im Gegensatz zu der schlecht gebrannten, grob gemagerten und meist gerauhten Siedlungsware liegt hier ein hart gebranntes und sorgfältig gearbeitetes Erzeugnis vor. Zu dieser Randscherbe gehören vermutlich noch zwei Rand-, zwei Wandungsscherben und ein Bodenstück, ohne daß sich allerdings eine Gefäßform daraus ergänzen ließe. Aus dem engeren Lausitzer Bereich konnte nichts Vergleichbares ermittelt werden. Dagegen finden sich vor allem in der Knovizer Kultur ähnliche Gefäße. Es sei beispielsweise auf Schüsseln aus der Knovizer Sied lung von Radonice, okr. Louny (Bouzck/Koutecky/Neustupny 1966, Taf. XII,5, XV,3, XVIII,D), und an eine Tasse aus dem Lausitzer Gräberfeld von Üsti n. L. - Strekov II (Plcsl 1961, Taf. 45,5) hingewiesen. Zeitlich gehören diese Funde, wie zu erwarten, in die Jungbronzezeit. Kulturelle Kontakte zwischen dem böhmischen Gebiet und der Lausitzer Kultur in Südwestsachsen und Ostthüringen sind ja seit langem bekannt (u. a. Coblenz 1954; Bouzek 1969), so daß die Schönauer Gefäß- fragmentc dies abermals bestätigen würden. Im früheisenzcitlichcn Material begeg nen uns zwar Schalen, deren Randbildung ebenfalls mit unserem Schönauer Frag ment vergleichbar ist, so auch in Ostthüringen (z. B. Simon 1972, S. 17, Taf. 5,9). Dennoch dürfte an der Datierung dieser Scherben in die entwickelte Jungbronzczeit kein Zweifel bestehen. Die Siedlungsreste von Crossen stimmen hinsichtlich ihrer Datierung mit den Schönauern überein. Geschweifte, trichterförmige Ränder (Abb. 3,4) sind ebenso bekannt wie geschweifte Schalen (Abb. 3,7). Neu ist das Auftreten besenstrich verzierter Keramik (Abb. 3,5,7). Geriefte Keramik konnte zwar auch auf dem Schönauer Anstaltsfriedshof geborgen werden (Abb. 5,7), findet aber hier einen reichhaltigeren Niederschlag (Abb. 3,6,8,11). Das geriefte Flechtbandmuster (Abb. 3,6) findet sich u. a. auf einer Terrine von Seegeritz, Ldkr. Leipzig (Coblenz 1958, Abb. 28,2), die bereits der jüngsten Bronzezeit zugewiesen wird. Da Riefung der Keramik eine allgemeine Erscheinung der jüngeren und jüngsten Bronzezeit der Lausitzer Kultur Sachsens darstellt (ebenda, S. 121), kann der Crossener Scherbe keine besondere chronologische Bedeutung zuerkannt werden. Demnach gehören alle drei Siedlungen einem einheitlichen Zeitabschnitt an, der ungefähr die Stufen Ha Aq und Ha B umfaßt. Sie sind damit deutlich jünger als das Stenner Hügelgrab. Für die Siedlung vom Anstaltsfricdhof in Schönau möchte ich ein etwas früheres Ein setzen vermuten, doch kann ein Beweis dafür nicht erbracht werden.