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Das Beigabeninventar von Stenn gab wiederholt Anlaß zu Vermutungen über Trachtsitten. Dies betrifft einerseits die Kombination von Schwert und Doppel knopf, andererseits die zwei Armreifen. W. A. v. Brunn (1968, S. 203) konnte wahr scheinlich machen, daß das Auftreten von Armreifen typisch für Frauengräber ist. Dies steht aber hier offensichtlich in Widerspruch zu den anderen Beigaben, die eindeutig die Bestattung eines Kriegers verraten. Es bleibt somit nur, Stenn als Ausnahmefall zu betrachten oder mehrere Bestattungen zu vermuten (ebenda, Anm. 4). Klärung wird leider nie mehr erreicht werden können. Dagegen wurden des öfteren in Schwertgräbern Doppelknöpfe beobachtet, und H. Müller-Karpe (1961, S. 91) vermutet, „daß diese zum Schwertgehänge gehört haben, wobei wir wohl an einen Schultergurt und nicht an einen Leibriemen zu denken haben“. Die zeitliche Einordnung des Stenner Fundes in die Stufe Ha A soll uns als Ausgangspunkt für eine Beurteilung der chronologischen Stellung der jungbronze zeitlichen Siedlungen dienen. 6 Es liegt nahe, auch für das Zwickauer Land ähnlich wie im Vogtland (Billig 1955, S. 39 ff.) und im Saalegebiet (Peschel 1969, S. 161 ff.) mit dem Vordringen der Lausitzer Kultur bereits zu Beginn der Stufe Ha A zu rechnen. Keine der drei Siedlungen erbrachte aber eindeutiges Material für ein frühes Ha A. Erschwerend wirkt sich hierbei aus, daß sich trotz der Vielzahl an Funden nur wenige Anhaltspunkte ergeben, weil die keramischen Reste sehr in different sind. Aus allen drei Gruben der Siedlung im Bereich des Schönauer Anstaltsfriedhofes liegen Scherben doppelkonischer Gefäße vor (Abb. 5,9,10). Sie weisen geglättetes Ober- und gerauhtes Unterteil auf. Rillung oberhalb des Umbruches oder Kerbung desselben konnte an keinem Stück festgestellt werden. Mit dem Auftreten des Doppelkegels wird im sächsischen Gebiet die jüngere Bronzezeit eingeleitet (u. a. Breddin 1978, S. 78). Der klassische scharfkantige Doppelkegel, wie er beispiels weise an der Saale erscheint (Peschel 1969, Abb. 3, 4) und für ein frühes Ha A typisch ist, fehlt im Material des Zwickauer Landes. Unsere Doppelkegel waren am Umbruch abgerundeter, und es ist mit verwascheneren Profilen zu rechnen. Diese Gefäßform ist in der gesamten Lausitzer Kultur der entwickelten Jungbronzezeit, die ungefähr den Stufen Ha A 2 /Ha Bi entspricht, verbreitet. Die anderen Keramik reste lassen sich auch diesem Horizont zuordnen, etwa diejenigen einer Schale mit verdicktem Rand (Abb. 6,7), die fazettierte Randscherbe aus Schnitt II (Abb. 6,5) und die zwei Wandungsscherben mit Riefenzier (Abb. 5,7). Die geschweiften, trich terförmigen Ränder größerer Gefäße (Abb. 5,1), die Schüsselränder (Abb. 5,3,4, 6,2) und auch der kleine randständige Henkel (Abb. 5,5) finden Entsprechungen im Material des Eisenberges bei Jocketa, Kr. Plauen (Simon 1969, S. 259 ff., Abb. 1, 2). Damit bewegen wir uns wieder in derselben Zeit. Ob eine Wandungsscherbe aus der westlichen Grube möglicherweise einen Buckelansatz aufweist, läßt sich leider nicht mehr entscheiden. Wenn ja, könnte sie auf einen früheren Beginn hindeuten; doch reicht dieser Fund für eine Beweisführung nicht aus. 6 Für Hinweise zur Datierung und kulturellen Stellung der Funde sei den Herren W. Matthias, Dr. D. W. Müller, beide LM Halle, und Dr. sc. K. Simon, LM Dresden, recht herzlich gedankt.