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entspricht. Im mittleren Donaugebiet gehören sie in den ältesten Horizont der danu- bischen Spätbronzezeitdepots, der sowohl Typen der nordalpinen Bronzezcitstufe D als auch solche der frühen Stufe Hallstatt A enthält. Zu gleichem Ergebnis kommt auch J. Rhovsk (1972, S. 26 f.), wobei das jüngste Messer auf Grund der Keramik in die Stufe Velatice I gestellt wird. Im Gegensatz zu den vorwiegend zerbrochenen und meist nur bruchstückhaft überlieferten Messern in den Brandgräbern der Lausitzer Kultur weist unser Stück lediglich eine Verdrehung der Griffzunge auf. Die gleiche Veränderung zeigt das Messer vom namengebenden Fundort Baierdorf, Grab 2 (Bayer 1931, Taf. 2). Zu den interessantesten Stücken des Grabinventars gehören die zwei Bronzeblech hülsen (Abb. 11,8-10, Taf. 2,2). Als treffende Parallelen sind Stücke aus dem Hügelgrab 8 von Riegsee, Ldkr. Weilheim, in Oberbayern (Naue 1894, Taf. 23,3 a bis c-, Müller-Karpe, 1959, Taf. 181,A 4-5) namhaft zu machen. Die dort aufge fundenen Blcchröllchen besitzen bis ins Detail die gleiche Verzierung wie die aus dem Kammerforst. In der äußeren Gestalt sind die Hülsen von Riegsee dagegen etwas schlanker (L. 3,6-3,7 cm; Dm. etwa 0,9 cm). Nun zeigt sich, wenn man die Abrollung beider Stücke aneinander legt (Abb. 11,10), die Zusammengehörigkeit derselben eindeutig durch eine gemeinsame Schnittkante. Ferner läßt der willkür liche Abschnitt der Ornamentierung an allen vier Außenkanten erkennen, daß die zwei Röllchen aus einem größeren Materialstück gefertigt wurden. Die Vermutung liegt nahe, daß zur Herstellung der Hülsen ein defektes Gürtelblech verwendet wurde. Derartige breite, reich verzierte Blechgürtel kommen nur in den Bronzezeit- D-Gräbern der Riegsee-Gruppe vor und werden in Hallstatt A durch scheiben förmige Gürtelhaken mit Zunge abgelöst (Müller-Karpe 1959, S. 152). Die be kannten Bleche (Naue 1894, Taf. 26/27,1-3) besitzen haargenau die gleiche Innen verzierung wie die Blechhülsen; der Rand ist von mehreren eingepunzten Linien oder einem Wolfszahnmuster eingefaßt. Derartig großflächiger, aus dünnem Blech hergestellter Gebrauchsschmuck war sicher ziemlich empfindlich, wie auch die Repa raturstellen (Ebenda, Taf. 26/27,2) und der stark zersplitterte heutige Zustand er kennen lassen. Eine sekundäre Verwendung unbrauchbarer Gürtelbleche wie in un serem Falle liegt sehr nahe. Auch H. Müller-Karpe (1959, S. 144) wies in bezug auf die Zusammengehörigkeit der Riegsee-Typen auf die ganz ähnliche Spiralver zierung von Gürtelblechen und Spiralröllchen sowie der Vollgriffschwerter vom Typ Riegsee hin. Die Herkunft unserer Hülsen aus dem Gebiet der Riegsee-Gruppe dürfte sicher sein, wobei ebenfalls eine entsprechende Datierung erfolgen muß. Die vorliegende Plattenkopfnadel mit Halsknoten (Abb. 11,7), wegen der oberen Randerhöhung auch als Zargenkopfnadel bezeichnet (Grünberg 1943, S. 85; Coblenz 1952, S. 113 f.), läßt als heimische Lausitzer Bronze einen guten Zusammenhang mit den Rasiermessergräbern von Leipzig - Südfriedhof, Grab 3 (Grünberg 1938, Taf. 32,B), und Seegeritz, Kr. Leipzig, Grab A 2, Bestattung 1 (Coblenz 1958, Abb. 19), erkennen. Der Leipziger Inventar führt neben einer entsprechenden Nadel ein dem Typ Üsti nahestehendes Rasiermesser mit Hakengriff. Das erwähnte Seegeritzer Grab mit Rasiermesser vom Typ Üsti ist, abgesehen von der Plattenkopfnadel mit