Volltext Seite (XML)
Ortes Niederkaina (Mbl. 4852 = 54, um N 6,5/0 7,5 cm). Nach dem Geologi schen Meßtischblatt 2 besteht er aus altdiluvialen Kiesen und Sanden. Die Funde: 3 Klingen mit schräger Endretusche, 1 Stück ist auch am gegenüberliegenden Ende retuschiert und weist an der linken Kante eine Bucht auf (Abb. 2,1-3). - 1 kurze Klinge mit schräger (?) End retusche, stark fragmentiert (Abb. 2,4). - 22 teils vollständige, teils unvollständige Klingen unter schiedlicher Größe (Abb. 2,5-11 und Abb. 3,1-9). - 6 Abschläge (Abb. 3,10-15), darunter 1 Exem plar, das etwas den „ausgesplitterten Stücken“ des Magdaleniens ähnelt (Abb. 3,12). - 1 Kernstein (Abb. 3,16). Sämtlich hell- bis dunkelgrauer Feuerstein. - 1 Querhaue aus einem langovalen Geröll; flache Unter- und gewölbte Oberseite, leicht konische Bohrung, mit Ausnahme weniger Stellen voll ständig überschliffen (Abb. 4). Dunkelgraues, hell gesprenkeltes Felsgestein. Verbleib: Landesmuseum für Vorgeschichte Dresden, Inv.-Nr. D 2714/77 bis D 2750/77. 3 Zwischen der Klassifizierung bzw. der Beschreibung einzelner Steingeräte bei E. Schmidt und bei uns bestehen erhebliche Unterschiede. So handelt es sich z. B. bei den Klingen mit schräg retuschiertem Ende keineswegs um Stichel, und die „Reste älterer Patinierung“, die der Genannte bei einigen Stücken festzustellen glaubte (Schmidt 1956, S. 21), sind entweder Stellen mit Knollenrinde oder zwar patinaartig verfärbte, jedoch nicht geschlagene Partien an den Artefakten. An der Haue schließlich bemerkte E. Schmidt (1956, S. 18) „am Rand zwei kleine Ein kerbungen“, die wir aber nicht bestätigen können, es sei denn, es sind damit bereits am Gesteinsrohling vorhanden gewesene Unebenheiten gemeint. Es ist ferner wich tig darauf hinzuweisen, daß der Schnitt durch das Bohrloch auf der Zeichnung bei E. Schmidt (1956, Abb. 2) den Eindruck einer sanduhrförmigen Durchlochung erwecken könnte; das ist jedoch nicht der Fall. Es ist auf Grund der Fundumstände nicht sicher, ob das ehemals in der oben beschriebenen Grube - exakter in der Rötelschicht über ihrer Sohle - niedergelegte Steingerätensemble in seiner Gesamtheit überliefert ist. Wir können jedoch davon ausgehen, daß die von E. Schmidt geborgenen Gegenstände zusammengehören. Die zeitlich-kulturelle Einordnung des Fundes ist aber, da spezifische Typen fehlen, zunächst nicht ganz offensichtlich. Unter den Feuersteinartefakten befinden sich nur drei Stücke, die als Geräte im engeren Sinne, und zwar als Klingen mit schräger Endretusche, klar anzusprechen sind. Völlig vergleichbare Formen kommen jedoch weiträumig in spätpaläolithischen, mesolithischen und neolithischen Fundverbänden vor, so daß mit ihnen allein noch kein Anhaltspunkt für die Datierung gewonnen werden kann. Was jedoch die Querhaue betrifft, so wird man diese wohl auf Grund ihres weitgehend vollständigen Schliffes und der vollendeten Bohrung als frühneo lithisch bzw. als unter frühneolithischem Einfluß entstanden anzusehen haben. Die chronologische Stellung des Fundkomplexes vom Schafberg in Niederkaina dürfte damit bestimmt sein. - Für die Beantwortung der Frage nach seiner kulturellen Zugehörigkeit und des einstigen Verwendungszweckes der Grube müssen wir noch einmal einen Blick auf die angetroffenen Befunde werfen. Die Maße der Grube und 2 Geologische Specialkarte des Königreichs Sachsen, Section Bautzen-Wilthen (Meßtischblatt 54). 3 Die Diskrepanz zwischen der Zahl der inventarisierten Stücke (37) und der hier genannten (34) ergibt sich daraus, daß in ersterer auch zwei kleine Naturgerölle und die Rötelprobe enthalten sind.