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Namen dokumentierende zeitliche Nacheinander und vor allem die wenigen, aus den schriftlichen Quellen gesicherten Hinweise auf die Geschichte von Altengroitzsch. So erfahren wir aus dem Pegauer Annalen, daß Wiprecht von Groitzsch zu Beginn der neunziger Jahre des 11. Jh. beabsichtigte, im Ort "Nible antiquitus, nunc Alde Groisch dicto idfieret” (M. G. SS. XVI, S. 244), das dann in Pegau errichtete und im Jahre 1096 geweihte Benediktinerkloster im Bereich einer Burg zu bauen. Zu diesem Zeitpunkt scheint das Burgareal von Altengroitzsch noch in einem guten Zu stand gewesen zu sein. Bei diesem “Nible” handelt es sich also um Altengroitzsch. Es ist eines der weni gen schriftlich überlieferten Beispiele der Umbenennung eines Ortes im Zeitalter der Ostexpansion, wobei noch nicht einmal klar ist, ob es sich um einen slawischen oder noch germanischen Ortsnamen handelt, da Nible in beiden Sprachen „Nebelort" bedeuten soll (Göschel 1964, S. 62 f.). Später wird ein Adclsgcschlecht in Alten groitzsch erwähnt, ohne daß dessen Sitz noch mit der genannten Anlage identifiziert werden könnte. 5 Da die Frage des zeitlichen Verhältnisses nicht klar zu beantworten war, aber in jüngster Zeit, wenn auch etwas unmotiviert, behauptet wurde, die erste Burg Wiprechts habe sich in Altengroitzsch befunden (Patze 1963, S. 31, Anm. 8, 1965, S. 133), schien eine Klärung der Frage unter diesen Aspekten notwendig und richtig zu sein, zumal ja eine funktionelle Gleichsetzung damit erfolgt war. Der Ort Altengroitzsch liegt nahezu 2 km südlich der Stadt Groitzsch am öst lichen Hochterrassenufer der Weißen Elster. Die kleine, platzartig erweiterte Sack gasse wird im Süden von einem Erosionstal begrenzt, das, in Höhe der heutigen Landstraße beginnend, sich tief in die an dieser Stelle weit in die Aue vorschiebende Hochterrasse einschneidet. Dadurch besitzt das nördlich anschließende Gelände Sporncharakter. Mit einem Höhenunterschied bis zu 20 m zum Elstertal ist hier eine natürlich beherrschende Lage gegeben, die zur Errichtung einer Befestigung gerade zu hcrausfordert, zumal sich am NW-Hang des Erosionstals eine Quellnische aus gebildet hatte. Diese Situation nutzte man zur Errichtung einer Burg mit doppeltem Maucr-Graben-System, indem die zu schützende Fläche halbkreisförmig mit der Mauer umgeben wurde. Die Wälle und Gräben sind im nördlichen Teil noch relativ gut erhalten, und es lassen sich stellenweise noch Höhenunterschiede zwischen Grabcnsohle und Wallkrone bis zu 5 m messen. Im Südteil ist die Anlage durch Überackerung weitgehend verschliffen. An den der Burg in nordwestlicher Richtung vorgelagerten Hängen sind im Wald zwei hohlwcgartige Geländceinschnitte erkenn bar, die eventuell ehemals eine Schutzfunktion für eine unterhalb der Burg, auf halber Höhe zum Elstertal liegende Fläche von etwa 20 X 50 m innehatten. Ein ähnlicher Hohlweg ist auch südlich der Anlage feststellbar. Er liegt innerhalb des durch die Erosionsrinnc geschützten Areals und führt heute an der Quellnische vorbei ins Elstertal. 5 Blaschke 1957, S. 7 (Teil II). Verf. vermutet diesen späteren Adelssitz in einem südöstlich der Burg in Ostlage befindlichen Gehöft, das sich durch seine Größe auch heute noch deutlich von den anderen Gehöften abhebt.