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BETRACHTUNGEN ZUR ENTWICKLUNG DES REICHSGUTKOMPLEXES PLEISSENLAND UNTER FRIEDRICH I. BARBAROSSA Von Peter Degenkolb Im Jahr 1990 wurde das Wirken Friedrichs I. Barbarossa umfangreich gewürdigt. Von Bedeutung für das Elster-, Pleiße- und Muldegebiet ist vor allem die Entwicklung des Pleißenlandes und die damit verbundene Stärkung der Königsmacht. Es bietet sich daher eine Beleuchtung dieses Prozesses von wirtschaftlicher und politischer Seite an. Dabei müssen alle Handlungen Friedrichs I., die mit diesem Prozeß im Zusammenhang stehen, kritisch und unter Berücksichtigung der historischen Bedingungen seiner Regierungszeit, betrachtet werden. Einen weiteren Bewertungsmaßstab sollten die Regierungsmethoden und -ziele Friedrichs I. und ihr Einfluß auf die weitere Entwicklung des mittelalterlichen Gesellschaftsgefüges darstellen. 1. Die Anfänge der Besiedlung an der Pleiße — die Rolle Wiprechts von Groitzsch Verbesserungen in der Landwirtschaft führten im 11. Jh. zu einer Produktionssteige rung und zu einer Bevölkerungszunahme. Herrschaftliche Rodungen, Entstehung von Marktsiedlungen und Klostergründungen begleiteten diesen Prozeß und führten zu Differenzierungserscheinungen zwischen Hochadel, Kirche und Königtum, die im Investiturstreit einen ersten Höhepunkt und im Kompromißfrieden des Wormser Konkordats von 1122 zwischenzeitlich einen Abschluß fanden (Deutsche Geschichte 1983, Bd. II, S. lOff.; Geschichte Sachsens 1989, S. 90 f.). Das Königtum versuchte im letzten Drittel des 11. Jh., entfremdetes Krongut zurückzugewinnen und zu erweitern. In diesem Zusammenhang traten auch im Elster-, Saale- und Pleißeraum erstmalig im Dienste der Königsmacht stehende Ministerialen 1057 auf (Dob. 1/810; Geschichte Sachsens 1989, S. 92). W. Schlesinger (1952, S. 98; 1962, Bd. 1, S. 33) weist schon im Zusammenhang mit der Schenkungsurkunde der Burg und des Burgbezirkes Altenburg an das Bistum Zeitz anhand der Dorfnamen Rötha und Buosendorf auf Ansätze einer deutschen Besiedlung im Jahr 976 hin. G. Billig (1962, S. 142ff.; 1989, S. 116) und H. Patze (1963, S. 19) verweisen auf eine deutsche Durchdringung des Altenburger Raumes im Zusammenhang mit der Siedeltätigkeit Wiprechts von Groitzsch sowie dem Ausbau der Burg Groitzsch und datieren diese nach 1080. Einen weiteren Beweis erbringt eine in den Pegauer Annalen (MGSS XVI, S. 247 = UBM 98) enthaltene Urkunde, wonach das Kloster Pegau auf Intervention des Wiprecht von Groitzsch den Zehnten in einer Reihe von Dörfern verliehen